Tagebucheintrag vom 10. Oktober 1919⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10004,
Seite 6
10.
Oktober.
6.45 - 8.00 Uhr
Feier
der Vereinigung der
Diakoninnen
in meiner Hauskapelle.
Fünf werden aufgenommen
(Ammann
, Spreti
, Miehling
, Fitz
, Hopmann
),
zwei als
Novizinnen
(Fick
und
Schumacher
)
. Also
Siebenzahl,
Ansprache über
Jesaja
6,
Weiheformel mit der Kerze in der Hand.
14.30 Uhr Professor Hoffmann
.
Brief von
Albani
,
der die Sache bei
seinen
Leuten für aussichtslos
hält. Ersucht für
Burger
aufs
Gottesackerbeneficium.
Ich besuche in der medizinischen
Klinik
Gräfin Treuberg
(liegt im Sterben, Mutter
und Tochter
dort),
Baronin Besserer
,
die kein Wort sprechen kann und recht elend ist,
und auf Bitte von Schwester
Elvira
auch eine
Dame,
die geduldig leidet,
aber sich verbrennen lassen will,
weil ihrem Mann versprochen und deshalb
die heiligen Sakramente nicht empfangen kann. Bete mit ihr die Reue.
Schlössersche Klinik: Schwester Potamiena
und die anderen
16 Schwestern, in der
Kapelle
das
Sanctissimum.
Gräfin Seinsheim
bringt einen Brief von
Wildenwart.
Herr
und
Frau Steinmetz
,
deren Tochter
Marie
bei den
Servitinnen
ist:
Für mich eine reine Gewissensfrage und zwar muß ich für die Gewissensfreiheit sein.
So gut ihre
Tochter
hätte heiraten können und dürfen,
ebenso gut kann sie diesen
Beruf wählen. Von
Suggestion
ist nichts bewiesen, das
Ministerium
erklärt auch, sie ist volljährig. Die Eltern müssen Opfer bringen,
wer Vater oder Mutter mehr liebt...
Das Urteil eines abgefallenen Priesters ist hier nicht maßgebend.
Der erste Brief mußte den Eindruck erwecken,
als ob es
das einzige Kind sei. Wir fürchten die öffentliche Besprechung nicht.
Der
Mann
ist sehr ruhig, die
Mutter
aber weint und beteuert immer
das gleiche:
Die
Oberin
muß sie wieder wegschicken, ich soll ihnen helfen, warum die Katholiken nicht zusammenhelfen.
Maria Fitz
bringt Blumen für die Feier heute Morgen und erhält Psalmenbüchlein.
20.00 Uhr im Asamsaal Vortrag von Gräfin Spreti
über
Jugendnot
und wie zu helfen.
Ihr Mann
dabei,
Paz
,
Gräfin
Tattenbach
,
Lehrer
Neuhäusler
.
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Es bestehen bemerkenswerte Abweichungen zu einer später abgefassten Chronik der Vereinigung der Diakoninnen. Statt der beiden Novizinnen werden dort
Ada von Gebsattel
und Rosa Lingg
genannt. Außerdem ist von einer Schwester Veronika die Rede. Obwohl Agnes Miehling
später den Ordensnamen Seraphika trägt, dürfte es sich wohl um sie handeln.
Vgl. VD-Chronik bis 19.8.21, in: Archiv der Erzdiözese München und Freising, Nachlass Ellen Ammann Ordner 15/2; dort nur mit dem Ordensnamen genannt.
Zur Entschlüsselung der Ordensnamen s. Namensliste der Vereinigung der Diakonninen [ca. 1940], in: Erzbischöfliches Archiv München, Nachlass Faulhaber, 6690.
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![Kontextkommentar:
Es bestehen bemerkenswerte Abweichungen zu einer später abgefassten Chronik der Vereinigung der Diakoninnen. Statt der beiden Novizinnen werden dort
Ada von Gebsattel und Rosa Lingg genannt. Außerdem ist von einer Schwester Veronika die Rede. Obwohl Agnes Miehling
später den Ordensnamen Seraphika trägt, dürfte es sich wohl um sie handeln.
Vgl. VD-Chronik bis 19.8.21, in: Archiv der Erzdiözese München und Freising, Nachlass Ellen Ammann Ordner 15/2; dort nur mit dem Ordensnamen genannt.
Zur Entschlüsselung der Ordensnamen s. Namensliste der Vereinigung der Diakonninen [ca. 1940], in: Erzbischöfliches Archiv München, Nachlass Faulhaber, 6690.](resources/images/dokument/i-icon-blue.png)
14.30 Uhr Professor Hoffmann
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Ich besuche in der medizinischen
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Schlössersche Klinik: Schwester Potamiena
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Gräfin Seinsheim
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Herr
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Maria Fitz
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20.00 Uhr im Asamsaal Vortrag von Gräfin Spreti
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Vermutlich ist Gräfin Elisabeth von Tattenbach
gemeint. Es kommt allerdings auch
Marie von Tattenbach
in Frage.
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![Kontextkommentar:
Vermutlich ist Gräfin Elisabeth von Tattenbach gemeint. Es kommt allerdings auch
Marie von Tattenbach
in Frage.](resources/images/dokument/i-icon.png)
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10.
Oktober.
6.45 - 8.00 Uhr
Feier
der Vereinigung der
Diakoninnen
in meiner Hauskapelle.
Fünf werden aufgenommen
(Ammann, Spreti, Miehling, Fitz, Hopmann),
zwei als
Novizinnen
(Fick
und
Schumacher)
. Also
Siebenzahl,
Ansprache über
Jesaja
6,
Weiheformel mit der Kerze in der Hand.
14.30 Uhr Professor Hoffmann. Brief von Albani, der die Sache bei seinen Leuten für aussichtslos hält. Ersucht für Burger aufs Gottesackerbeneficium.
Ich besuche in der medizinischen Klinik Gräfin Treuberg (liegt im Sterben, Mutter und Tochter dort), Baronin Besserer, die kein Wort sprechen kann und recht elend ist, und auf Bitte von Schwester Elvira auch eine Dame, die geduldig leidet, aber sich verbrennen lassen will, weil ihrem Mann versprochen und deshalb die heiligen Sakramente nicht empfangen kann. Bete mit ihr die Reue.
Schlössersche Klinik: Schwester Potamiena und die anderen 16 Schwestern, in der Kapelle das Sanctissimum.
Gräfin Seinsheim bringt einen Brief von Wildenwart.
Herr und Frau Steinmetz, deren Tochter Marie bei den Servitinnen ist: Für mich eine reine Gewissensfrage und zwar muß ich für die Gewissensfreiheit sein. So gut ihre Tochter hätte heiraten können und dürfen, ebenso gut kann sie diesen Beruf wählen. Von Suggestion ist nichts bewiesen, das Ministerium erklärt auch, sie ist volljährig. Die Eltern müssen Opfer bringen, wer Vater oder Mutter mehr liebt... Das Urteil eines abgefallenen Priesters ist hier nicht maßgebend. Der erste Brief mußte den Eindruck erwecken, als ob es das einzige Kind sei. Wir fürchten die öffentliche Besprechung nicht. Der Mann ist sehr ruhig, die Mutter aber weint und beteuert immer das gleiche: Die Oberin muß sie wieder wegschicken, ich soll ihnen helfen, warum die Katholiken nicht zusammenhelfen.
Maria Fitz bringt Blumen für die Feier heute Morgen und erhält Psalmenbüchlein.
20.00 Uhr im Asamsaal Vortrag von Gräfin Spreti über Jugendnot und wie zu helfen. Ihr Mann dabei, Paz, Gräfin Tattenbach , Lehrer Neuhäusler.
14.30 Uhr Professor Hoffmann. Brief von Albani, der die Sache bei seinen Leuten für aussichtslos hält. Ersucht für Burger aufs Gottesackerbeneficium.
Ich besuche in der medizinischen Klinik Gräfin Treuberg (liegt im Sterben, Mutter und Tochter dort), Baronin Besserer, die kein Wort sprechen kann und recht elend ist, und auf Bitte von Schwester Elvira auch eine Dame, die geduldig leidet, aber sich verbrennen lassen will, weil ihrem Mann versprochen und deshalb die heiligen Sakramente nicht empfangen kann. Bete mit ihr die Reue.
Schlössersche Klinik: Schwester Potamiena und die anderen 16 Schwestern, in der Kapelle das Sanctissimum.
Gräfin Seinsheim bringt einen Brief von Wildenwart.
Herr und Frau Steinmetz, deren Tochter Marie bei den Servitinnen ist: Für mich eine reine Gewissensfrage und zwar muß ich für die Gewissensfreiheit sein. So gut ihre Tochter hätte heiraten können und dürfen, ebenso gut kann sie diesen Beruf wählen. Von Suggestion ist nichts bewiesen, das Ministerium erklärt auch, sie ist volljährig. Die Eltern müssen Opfer bringen, wer Vater oder Mutter mehr liebt... Das Urteil eines abgefallenen Priesters ist hier nicht maßgebend. Der erste Brief mußte den Eindruck erwecken, als ob es das einzige Kind sei. Wir fürchten die öffentliche Besprechung nicht. Der Mann ist sehr ruhig, die Mutter aber weint und beteuert immer das gleiche: Die Oberin muß sie wieder wegschicken, ich soll ihnen helfen, warum die Katholiken nicht zusammenhelfen.
Maria Fitz bringt Blumen für die Feier heute Morgen und erhält Psalmenbüchlein.
20.00 Uhr im Asamsaal Vortrag von Gräfin Spreti über Jugendnot und wie zu helfen. Ihr Mann dabei, Paz, Gräfin Tattenbach , Lehrer Neuhäusler.