Hermann Esser⇦ Einzelansicht
Gesprächsprotokoll,
25.–27. April 1933
Staatsminister
Esser.
Dienstag,
25.
April 1933,
kam er angemeldet zu Besuch. Der Erste,
der in
Uniform
zu mir kam
(Siebert
war in
Civil
gekommen).
Allgemeiner
Eindruck: Weniger vorbereitet und
diplomatischer
als
Siebert
-
weicht mit dem Blick aus, aber man kann mehr mit ihm reden,
als mit
Siebert.
Er sei sehr froh, daß ich Siebert Zusicherung (daß Mitarbeit und Anerkennung der rechtmäßigen Regierung) gegeben. Ich wiederhole halb: Grundsätze aus der christlichen Staatslehre ändere sich nicht. Sie seien „zum Teil katholisch“. Als ihm wichtige Mitteilung: Wir haben heute früh Grafen Quadt (von der Bayerischen Volkspartei) zum Wirtschaftsminister ernannt (Ich: Mit drei Secretariaten sei reichlich Arbeit). Ich: Nun nicht geistig uniform. Mussolini hatte es leichter. Die Italiener politisch nicht so stark organisiert, auch die Presse nicht. Ich trage ihm zwei peinliche Fälle vor: 1) Pfarrer Dr. Graf in Schutzhaft (er ist im Bild. „Wir sind darüber, den Fall zu klären, es gibt Sonderkommissionen, die meinen, sie müssen etwas besonderes tun“ - Graf ist erst Samstag freigesprochen, weil sein Unterschreiben sich hinauszog. 2) Verbot der Memminger Volksblätter wegen der Erklärung der Oberrheinischen Bischöfe. Das macht schlechten Eindruck. Ist ihm offenbar peinlich - es werde nicht mehr vorkommen, bereits Auftrag gegeben. Erklärte, er sei in der ganzen Bewegung No. 2 (sagte ich auch zu Nuntius
Fragt im Stillen an, ob zur Eröffnung des Landtages Gottesdienst, und sehr erfreut, daß ich selber den Gottesdienst halte. Um vor dem Volk den Willen zur Mitarbeit zu bekunden. Ob in Bayern, wo wir mehr Religionsunterrichtsstunden hatten als sonst, das bleibe? Wird keine Religionsstunde weniger sein. Über die Freiheit der Presse? Er wird eine Konferenz halten und ihnen sagen, Selbstdisziplin, dann braucht es keine Bevormundung.
Mein Gegenbesuch, 27.4., Donnerstag. Eigentlich war Besuchssperre - sagt es auch - aber ich wollte vor dem Landtag kommen und vor dem Gottesdienst . Im Vorzimmer Adjutant Wolf, sehr freundlich, auch am Telefon. Ich lege einen Zettel vor, wo sein Platz im Chor sei, er meint, alle Abgeordneten in den Chor hinauf nehmen.
Er sei sehr froh, daß ich Siebert Zusicherung (daß Mitarbeit und Anerkennung der rechtmäßigen Regierung) gegeben. Ich wiederhole halb: Grundsätze aus der christlichen Staatslehre ändere sich nicht. Sie seien „zum Teil katholisch“. Als ihm wichtige Mitteilung: Wir haben heute früh Grafen Quadt (von der Bayerischen Volkspartei) zum Wirtschaftsminister ernannt (Ich: Mit drei Secretariaten sei reichlich Arbeit). Ich: Nun nicht geistig uniform. Mussolini hatte es leichter. Die Italiener politisch nicht so stark organisiert, auch die Presse nicht. Ich trage ihm zwei peinliche Fälle vor: 1) Pfarrer Dr. Graf in Schutzhaft (er ist im Bild. „Wir sind darüber, den Fall zu klären, es gibt Sonderkommissionen, die meinen, sie müssen etwas besonderes tun“ - Graf ist erst Samstag freigesprochen, weil sein Unterschreiben sich hinauszog. 2) Verbot der Memminger Volksblätter wegen der Erklärung der Oberrheinischen Bischöfe. Das macht schlechten Eindruck. Ist ihm offenbar peinlich - es werde nicht mehr vorkommen, bereits Auftrag gegeben. Erklärte, er sei in der ganzen Bewegung No. 2 (sagte ich auch zu Nuntius
Gemeint sein könnten:
Alberto Vassallo die Torregrossa
und
Cesare Orsenigo.
),
besonders Freund mit
Hitler.
Ich: Seine Reden
waren Meisterstücke,
psychologisch
und rednerisch - er: Das könne ich doch beurteilen.
Goering
in
Rom,
sagt er,
sehr gut aufgenommen.
Das päpstliche
Lob
über
Hitler,
ich war im
Consistorium
dabei
.
Ich: Ob ihnen das wilkommen sein könne,
wenn alles von heute auf morgen überläuft, das
könne doch nicht innere Überzeugung sein.
Er: Wir haben jetzt die
Aufnahme verboten
.
Er: Wir haben unter den früheren
Verboten
schwer gelitten.
Ich: Warum haben Sie nicht früher die
Erklärung abgegeben,
wie
Hitler
jetzt?
Fragt im Stillen an, ob zur Eröffnung des Landtages Gottesdienst, und sehr erfreut, daß ich selber den Gottesdienst halte. Um vor dem Volk den Willen zur Mitarbeit zu bekunden. Ob in Bayern, wo wir mehr Religionsunterrichtsstunden hatten als sonst, das bleibe? Wird keine Religionsstunde weniger sein. Über die Freiheit der Presse? Er wird eine Konferenz halten und ihnen sagen, Selbstdisziplin, dann braucht es keine Bevormundung.
Mein Gegenbesuch, 27.4., Donnerstag. Eigentlich war Besuchssperre - sagt es auch - aber ich wollte vor dem Landtag kommen und vor dem Gottesdienst . Im Vorzimmer Adjutant Wolf, sehr freundlich, auch am Telefon. Ich lege einen Zettel vor, wo sein Platz im Chor sei, er meint, alle Abgeordneten in den Chor hinauf nehmen.
Staatsminister
Esser.
Dienstag,
25.
April 1933,
kam er angemeldet zu Besuch. Der Erste,
der in
Uniform
zu mir kam
(Siebert
war in
Civil
gekommen).
Allgemeiner
Eindruck: Weniger vorbereitet und
diplomatischer
als
Siebert
-
weicht mit dem Blick aus, aber man kann mehr mit ihm reden,
als mit
Siebert.
Er sei sehr froh, daß ich Siebert Zusicherung (daß Mitarbeit und Anerkennung der rechtmäßigen Regierung) gegeben. Ich wiederhole halb: Grundsätze aus der christlichen Staatslehre ändere sich nicht. Sie seien „zum Teil katholisch“. Als ihm wichtige Mitteilung: Wir haben heute früh Grafen Quadt (von der Bayerischen Volkspartei) zum Wirtschaftsminister ernannt (Ich: Mit drei Secretariaten sei reichlich Arbeit). Ich: Nun nicht geistig uniform. Mussolini hatte es leichter. Die Italiener politisch nicht so stark organisiert, auch die Presse nicht. Ich trage ihm zwei peinliche Fälle vor: 1) Pfarrer Dr. Graf in Schutzhaft (er ist im Bild. „Wir sind darüber, den Fall zu klären, es gibt Sonderkommissionen, die meinen, sie müssen etwas besonderes tun“ - Graf ist erst Samstag freigesprochen, weil sein Unterschreiben sich hinauszog. 2) Verbot der Memminger Volksblätter wegen der Erklärung der Oberrheinischen Bischöfe. Das macht schlechten Eindruck. Ist ihm offenbar peinlich - es werde nicht mehr vorkommen, bereits Auftrag gegeben. Erklärte, er sei in der ganzen Bewegung No. 2 (sagte ich auch zu Nuntius), besonders Freund mit Hitler. Ich: Seine Reden waren Meisterstücke, psychologisch und rednerisch - er: Das könne ich doch beurteilen. Goering in Rom, sagt er, sehr gut aufgenommen. Das päpstliche Lob über Hitler, ich war im Consistorium dabei . Ich: Ob ihnen das wilkommen sein könne, wenn alles von heute auf morgen überläuft, das könne doch nicht innere Überzeugung sein. Er: Wir haben jetzt die Aufnahme verboten . Er: Wir haben unter den früheren Verboten schwer gelitten. Ich: Warum haben Sie nicht früher die Erklärung abgegeben, wie Hitler jetzt?
Fragt im Stillen an, ob zur Eröffnung des Landtages Gottesdienst, und sehr erfreut, daß ich selber den Gottesdienst halte. Um vor dem Volk den Willen zur Mitarbeit zu bekunden. Ob in Bayern, wo wir mehr Religionsunterrichtsstunden hatten als sonst, das bleibe? Wird keine Religionsstunde weniger sein. Über die Freiheit der Presse? Er wird eine Konferenz halten und ihnen sagen, Selbstdisziplin, dann braucht es keine Bevormundung.
Mein Gegenbesuch, 27.4., Donnerstag. Eigentlich war Besuchssperre - sagt es auch - aber ich wollte vor dem Landtag kommen und vor dem Gottesdienst . Im Vorzimmer Adjutant Wolf, sehr freundlich, auch am Telefon. Ich lege einen Zettel vor, wo sein Platz im Chor sei, er meint, alle Abgeordneten in den Chor hinauf nehmen.
Er sei sehr froh, daß ich Siebert Zusicherung (daß Mitarbeit und Anerkennung der rechtmäßigen Regierung) gegeben. Ich wiederhole halb: Grundsätze aus der christlichen Staatslehre ändere sich nicht. Sie seien „zum Teil katholisch“. Als ihm wichtige Mitteilung: Wir haben heute früh Grafen Quadt (von der Bayerischen Volkspartei) zum Wirtschaftsminister ernannt (Ich: Mit drei Secretariaten sei reichlich Arbeit). Ich: Nun nicht geistig uniform. Mussolini hatte es leichter. Die Italiener politisch nicht so stark organisiert, auch die Presse nicht. Ich trage ihm zwei peinliche Fälle vor: 1) Pfarrer Dr. Graf in Schutzhaft (er ist im Bild. „Wir sind darüber, den Fall zu klären, es gibt Sonderkommissionen, die meinen, sie müssen etwas besonderes tun“ - Graf ist erst Samstag freigesprochen, weil sein Unterschreiben sich hinauszog. 2) Verbot der Memminger Volksblätter wegen der Erklärung der Oberrheinischen Bischöfe. Das macht schlechten Eindruck. Ist ihm offenbar peinlich - es werde nicht mehr vorkommen, bereits Auftrag gegeben. Erklärte, er sei in der ganzen Bewegung No. 2 (sagte ich auch zu Nuntius), besonders Freund mit Hitler. Ich: Seine Reden waren Meisterstücke, psychologisch und rednerisch - er: Das könne ich doch beurteilen. Goering in Rom, sagt er, sehr gut aufgenommen. Das päpstliche Lob über Hitler, ich war im Consistorium dabei . Ich: Ob ihnen das wilkommen sein könne, wenn alles von heute auf morgen überläuft, das könne doch nicht innere Überzeugung sein. Er: Wir haben jetzt die Aufnahme verboten . Er: Wir haben unter den früheren Verboten schwer gelitten. Ich: Warum haben Sie nicht früher die Erklärung abgegeben, wie Hitler jetzt?
Fragt im Stillen an, ob zur Eröffnung des Landtages Gottesdienst, und sehr erfreut, daß ich selber den Gottesdienst halte. Um vor dem Volk den Willen zur Mitarbeit zu bekunden. Ob in Bayern, wo wir mehr Religionsunterrichtsstunden hatten als sonst, das bleibe? Wird keine Religionsstunde weniger sein. Über die Freiheit der Presse? Er wird eine Konferenz halten und ihnen sagen, Selbstdisziplin, dann braucht es keine Bevormundung.
Mein Gegenbesuch, 27.4., Donnerstag. Eigentlich war Besuchssperre - sagt es auch - aber ich wollte vor dem Landtag kommen und vor dem Gottesdienst . Im Vorzimmer Adjutant Wolf, sehr freundlich, auch am Telefon. Ich lege einen Zettel vor, wo sein Platz im Chor sei, er meint, alle Abgeordneten in den Chor hinauf nehmen.