Tagebucheintrag vom 8. Dezember 1934⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10016,
Seite 14-15
Samstag,
8.
Dezember.
Immaculata,
„halber
Feiertag“
- bis
10.00 Uhr
öffentliche
Ruhe.
Die Schule hat
frei
in katholischen Gegenden. Für das
Büro
nicht allgemein frei,
weil die
Chef
selber frei geben können.
Zugleich
Tag der Solidarität
(warum Fremdwort?),
an dem die hochgestellten Führer und Beamten bis
zu den
Ministern
sammeln von
16.00 - 21.00 Uhr
auf der Straße und von
21.00 - 23.00 Uhr
in den
Gaststätten.
7.00 Uhr celebriert im Dom.
Frau Dr. Seitz: Bittet, eine alte Medaille zu weihen. Hatte zugleich mit vielen überschwänglichen Worten an Sekretär geschrieben, sie wolle mir ein persönliches Geschenk machen. Ich sage ihr: Das Undankbarste was man tun kann, mir ein Geschenk machen. Dann bringt sie wiederholt Gespräch auf Politik und Monarchie, ich gebe keine Antwort und weiche aus. Über ihren Onkel Hettinger (sein Buch Aus Welt und Kirche aus der Staatsbibliothek) und meine Zeitfragen. Ich schenke ihr Allerseelenpredigt und Heidentumpredigt. Sie könne nicht in die Kirche, weil seit ihrem Bruch Platzangst. Über den Vetter Ludwig Seitz: Der Loretto und Padua malte.
Abends 17.00 Uhr gehe ich aus wegen der Sammlung (inzwischen kommt einer ins Haus, die Schwestern geben ihm 1 M.) Beim Kommen Heil Hitler, beim Weggehen Grüß Gott Schwestern): Der Erste am Museum 5 M., ein großer langer, ich gebe Gruß mit Hut, der Zweite vorne am Eck des Auswärtigen Ministeriums, mittelgroß mit Brille - 5 M. Sie sind allein. ( Zwei bei Dreifaltigkeitskirche sprechen mich nicht an), ein Dritter am Eck 5 M. „Danke, Herr Kardinal“. Ein Vierter auf dem Weg zu den Luitpoldspielen 2 M., ein Fünfter 2 M. (Zwei bei der Lloyd Agentur sind mit anderen beschäftigt), ein Sechster groß mit weißem Bart in Uniform am Eck der Ludwigstraße erhält 20 M. „Danke, Herr Kardinal“, ein Siebter. Bei der Durchfahrt zwei Herren in zivil, sehr freundlich, was ich noch habe: 4 M. in drei Stücken. „Nicht Sie dürfen danken, wir müssen Ihnen danken, daß Sie sich in den Dienst dieses schönen Werkes gestellt haben“ ( Summa 43.-). Die Nacht war ruhig, trotz aller Gerüchte.
7.00 Uhr celebriert im Dom.
Frau Dr. Seitz: Bittet, eine alte Medaille zu weihen. Hatte zugleich mit vielen überschwänglichen Worten an Sekretär geschrieben, sie wolle mir ein persönliches Geschenk machen. Ich sage ihr: Das Undankbarste was man tun kann, mir ein Geschenk machen. Dann bringt sie wiederholt Gespräch auf Politik und Monarchie, ich gebe keine Antwort und weiche aus. Über ihren Onkel Hettinger (sein Buch Aus Welt und Kirche aus der Staatsbibliothek) und meine Zeitfragen. Ich schenke ihr Allerseelenpredigt und Heidentumpredigt. Sie könne nicht in die Kirche, weil seit ihrem Bruch Platzangst. Über den Vetter Ludwig Seitz: Der Loretto und Padua malte.
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Direktor
Crämer
von
Herder: ob
sie Neuauflage
Goffiné
von
Walterbach
oder Christusbuch für
Arbeiter
nehmen sollten?
Leohausprozess
wird es nicht geben,
Dr.
Ernsts
Prozeß
muß noch abgewartet werden, weil wenn
Ernst
verurteilt würde,
Walterbach
damit verbunden wäre. Also abwarten,
später kein Hindernis, damit er etwas verdiene
und überhaupt eine Arbeit habe.
Abends 17.00 Uhr gehe ich aus wegen der Sammlung (inzwischen kommt einer ins Haus, die Schwestern geben ihm 1 M.) Beim Kommen Heil Hitler, beim Weggehen Grüß Gott Schwestern): Der Erste am Museum 5 M., ein großer langer, ich gebe Gruß mit Hut, der Zweite vorne am Eck des Auswärtigen Ministeriums, mittelgroß mit Brille - 5 M. Sie sind allein. ( Zwei bei Dreifaltigkeitskirche sprechen mich nicht an), ein Dritter am Eck 5 M. „Danke, Herr Kardinal“. Ein Vierter auf dem Weg zu den Luitpoldspielen 2 M., ein Fünfter 2 M. (Zwei bei der Lloyd Agentur sind mit anderen beschäftigt), ein Sechster groß mit weißem Bart in Uniform am Eck der Ludwigstraße erhält 20 M. „Danke, Herr Kardinal“, ein Siebter. Bei der Durchfahrt zwei Herren in zivil, sehr freundlich, was ich noch habe: 4 M. in drei Stücken. „Nicht Sie dürfen danken, wir müssen Ihnen danken, daß Sie sich in den Dienst dieses schönen Werkes gestellt haben“ ( Summa 43.-). Die Nacht war ruhig, trotz aller Gerüchte.