Tagebucheintrag vom 12. November 1918Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 9-10

Dienstag 12. Nov. nach einer schrecklichen Nacht - wieder Herzklopfen und Rollen /
als ob es aus wäre, konnte ich doch celebr. und dann eine Lebensbeichte abgelegt.

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Lebenbiege frommer Oberlandesgerichtsrat: „Die Frage ob und wie weit ich als gläubiger Christ unter der neuen Macht meinen /
Dienst als Richter weiter versehen kann, bewegt mich oft. Resp Es ist ihm gewiß erlaubt weil es moralisch unmöglich und gerade im Interesse der öffentlichen /
Ordnung nicht zu wünschen ist daß alle gewissenhaften Beamten niederlegen, 2) weil die Verpflichtung formal die persönliche Überzeugung wahrt 3) weil man annehmen darf /
daß der König auch nur wollen kann daß durch Mitarbeit der früheren Beamten das Chaos ferngehalten wird.


Meisterzin bringt Nachricht von Gräfin Birkenfeld, hatte einen Unfall eine Stunde zu Fuß /
und sind was ich in meiner Jugend gewesen. Die Wirtin mit den Apfelkuchen so gütig gewesen. Die alte Gräfin sei verhältnismäßig wohl, bezeichnend daß sie von Kleidung schreibt.

Gen.vicar von Nymphenburg und Ass. Disp. von Klaus. und Ordenstracht.

J. Tänzl. Will aufs Land gehen zu den Eltern. Hier kommt die Hungersnot und später gegen die Kirche. Oh das Sterben /
ist nicht schwer. Heute Nacht glaubte ich zu sterben wegen Herzklopfen. Wenn wir uns nicht mehr sehen, füreinander beten.

Die Gründe warum unser Volk zusammengebrochen 1) 4 Jahre solche Kriegslast tragen das ist für Menschen zu viel: Das muß einen Rückschlag geben. /
2) Dazu die Ernährungssorge und der Griff, die waffengewohnten Soldaten in den Mittelpunkt zu stellen.

Nachm. M Die 12 Nov. die Mutterhäuser besucht bei den Schulschwestern und Barmherzigen.

In der ersten Nacht habe der Präsident verlangt gleich ganz scharf gegen die Pfaffen loszugehen aber Auer gemäßigt.

Heute erscheint in der Zeitung die Mitteilung daß ich den Hl Vater gebeten, zur Aufhebung der Hungerblokade mitzuwirken. Daraufhin telef. /
sofort der Arbeiter- und Soldatenrat: Das ist ja großartig, wann kann ich dem Erzbischof persönlich danken. Ich lasse antworten: Ich nehme den Dank für Empfang an.

Die Abrüstung beginnt, aber regel- und zügellos flutet alles zurück. Feldpred. damit erledigt.

Die Respons. dieser Woche (3. Nov Woche) im Offic. sind so ergreifend: Hr schütze diese Stadt!