Tagebucheintrag vom 13. Januar 1924Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10009, Seite 36,37

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Sonntag 13. Januar. Agnes Dingfelder – „noch in Stellung, weil die tüchtigste Kraft“, „ob der Mann nicht fertig machen könnte“. Früh 6.00 - 7.00 Uhr in der Kirche, das gibt Kraft für den ganzen Tag, abends so müde, daß gleich ins Bett. „Wenn nicht katholisch geworden, diese Energie nicht vorhanden“. Wurde an zwei Zehen operiert.

Zu drei, eingeführt von Luisa Reitmeyer : Henny von Hymmen (protestantisch, wollte aber durchaus mich sehen, wie scheint, sehr aufgeregt, kleingewerblich in Handweben beschäftigt), Reichsfreiin Droste zu Vischering (lebt hier, Tante in Lissabon gestorben, Onkel Clemens August 23 gestorben). Die schöne Arbeit, eine einzelne Seele zu führen, mir nicht mehr möglich, den Konvertiten so stärken, die Familie wieder mehr geschlossen.

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Katholischer Studentenausschuß: A. Köchling
An der Ludwig-Maximilians-Universität in München war zu dieser Zeit nur ein Julius Köchling eingeschrieben.
und Heinrich Berger – laden ein für Veranstaltung und Triduum. Die Luft sehr gespannt, gestern Abend Telefon über Heinzens Begräbnis. Der Vorsitzende des Hochschulringes.

Dr. Michael Müller – Überbringt sein rotes Buch: Die Freundschaft des heiligen Franz von Sales - sei sehr häufig unter den Heiligen. Will die Moral nach der historischen und rechtsgeschichtlichen Seite ausbauen und besonders die Freude voranstellen, nicht das Opfer (denn danach wäre das Gute eines Verbrechers immer besser als das der Guten, weil mehr Hindernis). Spricht so viel Sexuelles: Ein insciens Ehebrecher bekommt 15 Jahre Buße, das sei aus dem germanischen Recht. Überhaupt das Körperliche und Seelische in Wechselwirkung. 20 amerikanische Stipendien.

Nachmittags mit Dr. Liebel zu Fuß zu Rechtsanwalt Simon. Der kleine Wilhelm kommt entgegen. Erst Christbaum und Krippe. Bürgermeister von Landstuhl hier als Ausgewiesener. Ich danke ihm, daß er für mich als Rechtsanwalt übernommen hat. Bei der Heimfahrt in der Straßenbahn macht ein Herr im Inneren des Wagens erst spöttisch auf mich aufmerksam, dann kommt er heraus, horcht auf unser Gespräch und grüßt sehr freundlich vor dem Aussteigen.

Abends sage ich mich beim Jungmännerverein ab, weil das Herz nicht gut beisammen ist.

Frau Maria Schmitz vom katholischen deutschen Lehrerinnenverband: Bereist die Vorstandsmitglieder. Sie wolle gegen Mausbach eigene Katholische Fakultäten innerhalb der Universität – ich meine zur Lehrerbildung, die Umwandlung der Lehrerbildungsanstalt in eine hochschulwertige Akademie – soll zu Hofer gehen. 100 Dollar für den Verein. Sie hat Bedenken, weil der Verein für christliche Erziehungswissenschaft, in sich interkonfessionell, jetzt beim Institut für Pädagogik sich beteiligt.

Nuntius – kommt von Berlin. Ist dort über die Maßen gefeiert worden. In großem Essen beim Ministerpräsidenten, zu dem auch der Weihbischof in letzter Stunde gerufen worden war, danach Empfang, wo der Kirchenrechtsprofessor war, dessen Bücher er kannte. Also ein Reichskonkordat? Ja, nehmen Sie das bayerische zur Grundlage.. Es sollte noch ein Empfang sein, aber der Minister
Es könnte sich um Franz Matt handeln.
von hier schrieb, man eile mit dem Conkordat: Tatsächlich scheinen sie zu eilen – haben in allem nachgegeben, sogar für Klosterschule gesorgt – nur für Bischofsernennung.: Der Heilige Vater werde sich an die Liste halten, wie er im Mai erklärt hatte.

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