Tagebucheintrag vom 19. Februar 1922Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10007, Seite 4

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19. Februar 1922, also gerade auf meinen elften Jahrestag der Bischofsweihe 9.00 Uhr Potifikalamt zum Dank für Papstwahl. Aber die offiziellen Stühle schwach besetzt und trotzdem abgesperrt.

Amtsgerichtspräsident Riß - lädt zur Vincenzversammlung ein. Morgen in Ingolstadt Konferenz der bayerischen Caritasverbände, ist mir ein Unding, vielleicht mit der Freiburger Geschäftsstelle zu verbinden. Dagegen bleibt mein Caritasdirektor unabhängig.

Baron wegen Nuntiaturbauvereinssitzung: Klagt, daß die Landarbeiter soviel verlangen. Ein Schweizer hat 36 000 M. Gehalt, dazu viel Naturallieferung.

Hildebrand und Leesmüller vom Akademikerverband, laden für morgen ein. Auf der Generalversammlung habe Pestalozza Lärm geschlagen wegen Austritt von Funk.

Studiosus theologiae Riedmatter aus Speyer - hat traurige Familienverhältnisse, war eine zeitlang in Scheyern, im siebten Semester, wird von Oven unterstützt, will bald Subdiakonat - wird also in die Diözese aufgenommen, nachdem er von Speyer bereits entlassen wegen Wankelmütigkeit des Charakters. Erhält 300 M. wirtschaftlich.

Dr. Dittmeyer - will mich bloß besuchen, lebt hier bei seinem Sohn, will aber später wieder nach Würzburg.

Dr. Gerg: In der Osterwoche Generalkapitel der Schulschwestern (Generaloberin ist 1909 gewählt), 21. Mai, Sonntag, soll eine Kongregationsaufnahme. Und dann Festspiel. - Ja.

Lotte Seboldt - Glückwunsch zur Rückkehr von Rom (sie hätte viel gebetet) - ich erzähle vom Conclave, Äußerlichkeiten und Wagenfahrten - der Oberfinanzrat von der Bank wollte mich besuchen um zu condolieren und wahrscheinlich wollte er auch einen päpstlichen Orden (Schioppa scheint ihm Aussicht gegeben zu haben). Zur Papstwahl hat sie ihren Schmuck angelegt.

Malchen Weyrather: Ein Künstler Karl August Jäger soll mich malen, weil in Not - Nego, weil zu viele Angebote, lieber 200 M. Auf den 17. März zur heiligen Messe hinauskommen. Die Tante sei unausstehlich, weil kein Dienstmädchen.

Abends 21.15 Uhr kommt mit Dreiviertelstunde Verspätung Cardinal Schulte mit seinem Sekretär Dr. Herte von Mailand-Bozen, ist abends bis 00.00 Uhr mit Herrn Nuntius bei mir (besonders wegen Trier Besetzung), - am anderen Morgen 7.00 Uhr mit Direktor Sähmer, Berlin, 8.00 Uhr abgereist nach Rottenburg (will wegen der Stiftung Erzbischof für sein Institut sprechen).

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