Tagebucheintrag vom 26. Dezember 1924Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10010, Seite 61,62

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Freitag, 26. Dezember. Benefinziat Ammer - wirtschaftlich sei ihm der Boden zu unsicher, er sei über das Jahr auf der Straße, er habe immer nur studiert, sei in keine Gesellschaft gegangen. Darum um Mittelschule beworben, aber nicht in eine 9-klassige Schule und nur in München. Lobt sich sehr - sei ein ausgezeichneter Schulmann, auch die Lehrer sagen: Prima. Bittet um Empfehlung.

Diplomingenieur Stocker und Braut - Trauung in meiner Kapelle: 31. Januar.

Prinz und Prinzeß Ludwig Ferdinand - von Spanien zurück. Er meint, es gibt keine Revolution, aber sie meint, daß die Revolution kommt. Es sei ein sehr häßliches Buch gegen den König geschrieben worden.

Prälat Hindringer von Rom. In seiner „Macht“ als Ponente habe er sich Urlaub genommen. Mutter hatte hier einen Unfall. Erhält 100 Dollar-Stipendium für sich und 60 für zwei andere Männer, dazu 120 Francs für Osservatore Romano 1925.

Lotte Seboldt und Maria Kreill - Christbaum sehen.

Nachmittags, 16.00 Uhr, zu Dr. Wolfrats - Bilder aus der alten Zeit als die Kinder noch klein waren. Christbaum angezündet und Lieder.

18.00 Uhr Nuntius Pacelli: Am Heiligen Abend war lange offizielle Besprechung über das Konkordat. Die Deutschnationalen wollten zuerst eine Frist wie in Litauen. Unmöglich, weil in Bayern das alte Konkordat ein Jahrhundert lang ausprobiert. Held meint heute Morgen beim Besuch, man müsse eine authentische

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Erklärung geben: Der deutsche Text soll maßgebend sein - nun ja. Die geistliche Schulaufsicht soll nicht wieder eingeführt werden - wenn man sich auf das Schulgesetz bezieht, das nicht berührt werden soll, ist es besser. Deswegen allein, weil Deutschlehrer den Religionsunterricht abgibt, kann er nicht von der Schule entfernt werden - Nein, deswegen allein nicht. Wenn ihre liegenden Güter der Kirche gegeben werden sollen (wäre ein Drittel des bayerische Forstbesitzes) dann an den Landtag? Dagegen werde nicht erreicht in der Nacherklärung: Die Regierung werde niemanden außer dem Ternarvorschlag nehmen, - wir Bischöfe werden einfach nicht instituiert Dem Nuntius scheint es wichtig genug, nach dem Abschluß des Konkordats vom Heiligen Vater das verlangen zu lassen, oder wenigstens die Liste zurückgeben und dann, wenn mehrere oder einer vorgeschlagen wird ... Bei dieser Besprechung war der Nuntius mit seinen Forderungen ganz allein. Wohlmuth und Scharnagl haben geschwiegen, „die Abgeordneten glauben eben, zuerst das Recht ihres Staates schützen zu müssen“ - aber davon keinen Gebrauch machen. Daran soll das Ganze nicht scheitern.
Generalvikar Scheglmann hat die Bayerische Volkspartei eine Saubande genannt, Heim beschwert sich beim Nuntius und mir. Nuntius antwortet die Partei in Schutz nehmend. Gasparri soll geäußert haben: In der ganzen Kirchengeschichte sei das das beste Konkordat.

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