Tagebucheintrag vom 30. Januar 1921Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10005, Seite 42,43

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30. Januar. Wieder einmal eine gute Nacht - Deo gratias.

Geheimrat Federkiel, klagt über Nierenleiden, darum auf seiner Visitenkarte „Reinhardsquelle“ vermerkt, war drei Wochen in Adelholzen, seine Tochter Luise habe auch einen Anfall gehabt.

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Hauptlehrer Lechner von der Lehrerkongregation, bittet um Unterstützung für die Exercitien der Volksschüler in Sankt Ottilien, es seien meistens Proletarierkinder, die religiös sonst sehr verwahrlost seien, - für das Kind im ganzen 25 M. zu zahlen.

Fürstin Starhemberg, Vorsitzende des Frauenbundes in Oberösterreich, wohnt selbst in Linz, hat dort den Frauenbund zum Mittelpunkt erhoben, besonders auch bäuerliche Kreise, darf aber nicht viel erheben - dort keine Juden geduldet, - die Wiener Regierung befiehlt, wieviel Eier ein oberösterreichisches Huhn zu legen hat und das Huhn kümmert sich nicht um die Wiener Regierung, - mit ihrer achtzehnjährigen Tochter, die auf eine landwirtschaftliche Schule kommt. Die Alpenländer hätten alles geopfert, aber die Preußen waren nie zufrieden. Drei Parteien: die Carlisten, Wittelsbacher und sogar Hohenzollern.

Frau von Zedlitz, von Pater Jacobus, Dominikaner, zu mir geschickt. Wohnt in Buttermelcherstraße 10 - 18 Jahre arbeitend bei Scherl , der katholisch ist, aber Geschäftsmann, und eine arme, gut katholische Kufsteinerin geheiratet und seinen Verlag um 20 Millionen verkauft hat, ihr aber keine Pension gibt. Nun wird er zum Eid gezwungen und ich soll durch seine fromme Frau ihm sagen lassen, er soll einen richtigen Eid schwören!! Außerdem eine Stelle ihr verschaffen - unmöglich - aber für augenblickliche Hilfe 300 M.

Baronin Moreau - bringt Nachricht über ihre Armenbesuche. Zuhause nicht genehm, wenn sie von den Fürsorgegängen nicht heim kommt. Möchte für jede Pfarrei eine Gemeindeschwester und einen guten Direktor für die Jugendfürsorge. Hennerfeind hat kein Einsehen, nimmt die Fälle seelsorglich nicht ernst, - „oh, Sie mit Ihrem jugendlichen Leichtsinn“, sagen ihm die Fräulein!!

Frau Hofrat Ammann Die 1) Moral und Fräulein Hopmanns Mitwirkung im Roten Kreuz zum Abortus im Operationssaal - darüber die Grundsätze der preußischen Bischöfe. 2) Martha Orth will in die Vereinigung der Diakoninnen und zwei Professen und ich soll aufnehmen.

Dr. Steinacker aus dem Allgäu, zur Zeit bei Stauffenberg im Archiv, schreibt in Nord- und Südamerika herum für seinen Bruder, der abgebrannt ist - sammelt Stipendien. Ich gebe ihm vom Erzbischof von Porto Alegre 2 100 M. und später noch Stipendien.

Spanischer Consul Francisco Caballero - will auf Samstag zu Tisch einladen - aber da bin ich in Rosenheim, wird einen anderen Tag telefonieren.

Lotte Seboldt - ihre Tagesordnung anerkennen - die Schwester, mit einem Privatier verlobt, der tagelang bei ihnen wohnt, protestantisch. -

Nachmittag bei Dr. Liebel, Herr und Frau Theissing in Bogenhausen, Herr und Frau Müller
Möglicherweise sind Ferdinand und Frieda Müller gemeint.
- beide auf der Combreshöhe.

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