Kirchen- und staatspolitische EreignisseParallelansicht ⇨
Nachrichtenexzerpte, 15./25. Oktober 1933

Österreich: Franzosenknechte? Auch die Deutschen haben ausländische Anleihe, übernehmen ausländische internationale Eisenbahnzwangsgemeinschaft. Schönere Zukunft 15.10.33. Die Aussprache muß auf ein höheres Niveau kommen. Die Kulturkräfte, die von Österreich ausgingen über die Welt.

Zeitung: Ohne Freiheit kann sie nicht leben. Die Gerüchte werden um so mehr. Solche Dinge, „Waffenfunde im Priesterhaus“ - das einzige Militärgewehr, das gefunden wurde, gehörte einem SA Mann, der es dort bei einer Näherin hinterstellt hatte. Das Sterilisierungsgesetz ist für katholisches Gewissen unannehmbar. Und nun wird das Volk überschwemmt. Im Ausland diese Mißachtung confer der Hohn über die Unterführer im Popolo d'Italia. Man ist gezwungen, Auslandszeitungen zu lesen oder Auslandsradio zu hören, wenn man über Deutschland die Wahrheit hören will. Das ist unnatürlich und unerträglich. Mein Schreiben gegen Greuelberichte nicht veröffentlicht, also unsere Mitarbeit nicht willkommen.

Friede: Sei wirklicher Trost für mich, daß nun die Friedensarbeit, die ich predigte, heute von den höchsten Regierungsstellen aufgegriffen wird. - Früher sollte sie verboten werden. In der Rede von Goebbels am 20.10.33 im Sportpalast, Auftakt zum Wahlkampf, kommt eine Redewendung vor: „Es sei nicht ehrenvoll, die Völker in den Krieg zu hetzen. Es sei ehrenvoll, für den Frieden zu arbeiten“ - confer meine Predigt. Dabei aber gleichzeitig: Lenz und die Vertreter des Friedensbundes im Gefängnis!

23.10.33 Fall Eggersdorfer - Dienstentsetzung. Freilich haben sie lang lang gewartet, er hätte inzwischen in den kirchlichen Dienst übernommen werden sollen. 23.10.33 Generalvicar spricht davon, die Politische Polizei soll dem Justizministerium zugeteilt werden. Heydrich habe übrigens betont, er habe nichts gegen uns, aber tatsächlich ist er überall die Wand.

Savigny 23.10.33. Unsere Jugendverbände eine katholische Fachschaft und als solche eingeordnet in die HJ. Unter festen Bedingungen: 1) In der Führung muß ein Vertreter der Bischöfe sein, der dafür bürgt, daß von den katholischen Mitgliedern der HJ nichts verlangt wird, was gegen ihr Gewissen geht, confer Concordat. 2) Zwei - drei Abende in der Woche frei, um als katholische Fachschaft ihr Eigenleben zu betätigen. 3) Seelsorge oder Lebenskunde: Die Gottesdienste am Sonn- und Feiertag werden verbürgt, ebenso die Abendvorträge, etwa einmal in der Woche, ebenso das Recht des Seelsorgers, in der Bücherei, und weitere Anträge zu stellen an den Lagerführer. Ähnlich die Studentenschaft: Hier besonders die kirchliche Schulung der Führer der Kameradschaftsheime, die von einzelnen katholischen Corporationen errichtet werden.

25.10.33 erzählt Wolfrats, drei Lehrerinnen wurden gefragt, ob bei der Marianischen Lehrerinnencongregation, „dann können Sie nicht beim Nationalsozialistischen Lehrerbund eintreten.“ Am gleichen Tag erzählt Luxburg , dem Pfarrer von Egern wurde gedroht von einem jungen Kommissar: Wir können auch andere Saiten aufziehen, dann werden Sie einfach versetzt. Auf dem Bild vom Tag der Kunst - hysterische Frauengesichter auf Hitler gerichtet.

24.10. abends 1 ¾ Stunden Hitler Wahlrede aus dem Sportpalast, siehe besonders. Weniger glücklich als früher. Versammlungsverbot: Wir haben also gar keine Gelegenheit, uns zur Regierung zu bekennen, so wie Gröber in öffentlicher Versammlung es getan hat.

If zum Plebiscito: 1) In einer außenpolitischen Frage, Krieg oder Frieden, hat nicht das Volk zu entscheiden, sonst werden wir mehr demokratisch als je, das muß die Regierung. 2) Das Volk kenne zum Entscheiden nicht die Documente, zum Beispiel das Weißbuch. Darin hat Henderson unter Zustimmung der ganzen Konferenz (also auch Italien) erklärt: Die Gründe seien nicht schwer genug, um auszutreten. Osservatore Romano 22.10.