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Gesprächsprotokoll, 14. und 27. Juni 1933

Sonderkomm. bei der Regierung von Oberbayern Seidler

14. Juni 1933 5 - ½ 7. Buchw. hat mit Verehrung der Aussprache mit ihm sich erinnert. /
Wollte sogar den Ring küssen Grüßt nicht durch Handaufheben. Hält ein sehr scharfes Gericht über alle Vorgesetzten mit /
Ausnahme von Epp, Siebert, Frick und dem Führer. Besonders scharf über Wagner, Schemm /
und Esser, die mit mir in Verbindung stünden, die aber draußen wieder das Gegenteil redeten: Die SA seien nichtmal
bedenkt
bedankt
/
worden, seien brave Leute dabei, aber auch viele Rowdies. Er sei einmal mit Lebensgefahr in das Braune Haus eingedrungen. /
Der ganze Gesichtsausdruck sehr abgearbeitet, vorstehende Ohren, Rede wie ein Giesbach, dazu wieder bescheiden: „Das Herz /
ist kalt und kränkelt“. Er hat zugleich Fürsorge, läßt dazu einem etwas zukommen, ist aber wieder sehr streng. /
Mit Neumaier beinahe befreundet, dagegen Kebinger verurteilt er. Er scheint große /
Schwierigkeiten zu haben, man strebe ihm nach dem Leben (klingt wie krankhaft) und dafür wolle er die Hilfe der Kirche. Wenn er /
doch früher mit Buchw. sich ausgesprochen, meint er. Ich erkläre ihm, wir wollen der Bewegung keine /
Schwierigkeiten machen. Die Pfarrer in ihrer Einsamkeit, ohne Familie, könnten sich nicht so schnell umstellen. Auch bei der Fronleichnam- /
proz. wollten sie mitmachen. Er ist entsetzt über den Gesellentag, das sei furchtbar, Wagner habe ihm von mir gesprochen.

Schachleiter, unser Kamerad. Er hat uns verstanden. Er kenne die kirchliche Vorschrift. Man habe /
ihm gesagt, er solle nicht davon sprechen. Er habe es schriftlich gemacht. Spricht davon daß er überhaupt eine Feldseelsorge /
für die SA einrichten wolle, läßt sich aber davon abbringen Abt sei krank, zusammengebrochen, wolle keine Besuche, Feste zuwider. /
Resp. Ich habe bei Soldaten Verständnis für Autorität der katholischen Kirche gefunden. Bei der Priesterweihe und Profeß /
gelöbnis. Gehorsam natürlich unbedingt. Andererseits fühle ich menschlich mit dem Abt. Und ich will in Rom /
schriftlich und durch einen Bischof mündlich Fürsprache für ihn einlegen unter folgenden Bedingungen: /
1) Nach Ins Leoheim und dort für heilige Messen und priesterliche Funkt. rehabil. /
... Keine Wallfahrten dorthin. Dafür setzt sich der Kommissar ein. /
2) Hält sich fern von allen polit. Dem. Festzügen, Feuer Fackelzügen ... /
Dafür bürgt mir Seidler. /
3) Keine SA Briefe schreiben, die zur Zensur eingeschickt werden (sagt er selber), ev. /
wenn der eine oder andere mit der Seelsorge betraut wurde, kann er mit diesem korr., seine Stellung /
festigen. Er selber wolle keine öffentlichen Reden mehr halten, sagt S., er sei krank /
und ganz zusammengebrochen.

Zum Abschied: Er könne wiederkommen /
Er sei kein Antisemit
Denkt daß H. den Hitlergruß eingeführt hat daß man diesen Menschen die Hand nicht geben muß. /
Beim Wagner sei ein früherer Tapezierer. Er rechnet damit selber nach /
Dachau zu kommen.


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Die 27.6.33 12 - 1250

Die Türe zum Speisesaal sollte geschlossen sein. Mit einer großen Mappe, holt einen Pack heraus, protokoll. festgelegt /
- Mit wem er das alles besprechen könne? Mit Buchwieser. Jetzt will er nicht, dazu zwei Stunden. Einer in der /
Predigt<:> das gehört, ob er Kaiser oder Kanzler ist mit einem Mühlstein in die Tiefe des Meeres versenkt. Er verstehe ja solange er Führer /
in der Politik und jetzt kommen sie und fragen, er kann nicht die Türe zuschmeissen. Es ist Übergang. /
Er will mir einmal zusammenstellen: Was der Geistliche seinen Leuten sagen sollte wenn sie kommen.

Bayerische Volkspartei: Denkschrift daß Ostpreußen abgetrennt werden könne. Daß eine <Schand. | Schend.> Station unterstützt wurde. Der Wahlkampf /
vom Bezirkstag aus unterstützt wurde.

Bei Scharnagl ob nicht nach Fürstenried, weicht er zuerst aus - Es seien schwere Sachen in der Volkspartei vorgekommen, /
Württemberg viel besser dran und hatte nicht dieses Parteigetriebe. Sekr schickt einen Zettel, er sei nach Fürsten- /
ried
überwiesen, darauf „Dann braucht er sich nicht zu verwenden“.

Roth hat ihm einen Brief geschrieben. Er sei von mir gerufen. Ein hoher Offiz. habe amtlich mitgeteilt, /
Roth organ. die Geistlichen bis zu 60. Er ersuche diesen Mann zu stellen, Komm. Seidler /
ließ ihn kommen, bekam einen guten Eindruck. Er hätte ihm das vorher gesagt. Dankbar wenn ich Roth erkläre, /
dieser Militär war nicht Seidler.

Schachl. Sein Tel. nach Beuron Die Sache liege anders Hält nun wieder auf. Er werde sich heute /
Nachmittag mit Sch. verständigen. Die Sache möchte ich ins Reine bringen.

Er hat viele Schwierigkeiten. Aber der SA <Wille> soll erneuert werden. Es sollen un<saubere> Elemente entfernt werden. /
Hier ein Brief, den ein früherer Partei kath. Lehrer über seinen Wohltäter, Regierungsrat Ringelmann /
geschrieben was dieser alles schreckliche über Hitler, Wagner geäußert hätte - unglaublich /
- Solche Niedertrachten müssen aufgeklärt und abgeschafft werden. Einmal ein Brief, wegen dessen er um 1h sich verantworten soll: /
„Da wird Seidler aktiv“ das heißt wenn für Geistliche etwas getan werden soll. /
Er will <saubere> Auseinandersetzung und Schaffung eines verläßlichen Burgfriedens.

Brief v.
sen.
Scharnagl
: Der schreibt das ganze Jahr nicht an mich und jetzt beim Gesellentag. /
Ich war erschrocken über diesen Brief. Habe keine Antwort gegeben. Und jetzt macht er viel Unruhe. Er wolle aufklären. /
telef. n. Maithenbeth, habe erdrückendes Material, dann aber doch zurückgestellt.