Gesellentag in MünchenParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 8./11. Juni 1933

8.-11.6.33 Gesellentag. Zuerst genehmigt, dann erlaubt, dann von der SA auf der Straße /
belästigt. Mayer erzählt: Man habe mit Gewalt die Abzeichen weggenommen, auch einem Schweizer, der /
auf der Wache geführt und dort sein Abzeichen wieder verlangte.

10.6.33 Abend Ein bunter Abend mit „Jesses, Maria, Joseph“ - Die Bet- /
schwestern. Besonders ihre Helden von der Bayernwacht.

Gesellentag: 8.-11. Juni erst genehmigt. Hitler wünscht ihm einen guten Verlauf. v. /
Papen sagt eine Rede zu. Minister schrieb, Dr Nattermann verhandelt mit dem Minister. /
- 5 Tage vorher, auf einen Sa verboten aus [ ... ] Gründen: Beim Jugendtag hätten sie das Horst /
Wessel Lied mit einem anderen Text gesungen, einer hätte Heil Hitler gerufen, das Volk sei wegen Leohaus sehr erbittert. Den wahren /
Grund gibt Min. Wagner an: Diese katholischen Vereine sind für uns Schutztruppen der Bayerischen Volkspartei, waren geschloßen bei der /
Bayernwacht. Auch die aus dem Rheinland, Saarstaat, Ungar waren bei der Bayerischen Volkspartei? Nach langem Schreiben /
wieder erlaubt: Aber nun in den geschlossenen Hallen und Stadion. Bald beginnen die Anremp- /
lungen
In der Nacht von Freitag auf Sa Eindringen im Gesellenhaus Schommerstr. Zuerst die Hacken /
kreuzfahnen aufgezogen, in der Nacht ½3 wieder heruntergeholt weil sie durch die Nachbarschaft mit den Kolp.fahnen entehrt würden. /
Früh 7h wurde vom Gesellenhaus gemeldet, die Nacht sehr unruhig, es sei zweifelhaft ob man den Gottesdienst halten könne. Später /
gegen 9h kam endgültige Absage, weil die Polizei keinen Schutz zu übernehmen versprechen wollte. Nun mußte für anderen Gottesdienst gesorgt werden, /
ein Spalier das wegen seiner Kleidung nicht ausgehen durfte, kam nicht zum Gottesdienst.

Präse und Nattm und Westner erzählen über die Nacht, über Mißhandlungen. Ein Polizeimann erklärte: Wir /
haben Befehl uns „national“ zu halten. Die Gesellen wahrten feste Disziplin. Man tritt ihnen auf die Füße, sie gehen weg. /
Es wurden sogar die Mäntel geöffnet um zu sehen ob sie Abzeichen tragen. Papen wurde im Auto nicht an die Haupttüre geleitet und /
ging durch eine Seitentüre weg. Hind. am gleichen Abend nochmal telegr. Er wünsche gute Weiterarbeit. Am Abend /
kam Verbot der „Uniform“. Man mußte Hemden sammeln und die anderen im Auto heimfahren. Nachts wurde in /
den Zimmern des Gesellenhauses nach orange Hemden gesucht. Secr. wird auf der Straße angehalten, dann von einem /
Stahlhelmer geschützt. Heuß kommt ins Haus: Er habe gesehen wie einer niedergeschlagen wurde, protest, /
auf der Polizei. Ein Mann zu ihm der im Krieg ein Auge verloren hat und hier aufs andere geschlagen wurde. Ein Präses /
aus der Schweiz. Mit auf die Wache genommen, ein anderer krank im Krankenhaus. Im Dom während Amt Prof. /
Zinser vom Schlag getroffen, Präs. von Mainz. Die Gesellen fragen: Gibt es denn für uns kein Recht?

Dr Schneider: Reichswehr beurlaubt, grüne Polizei darf nicht in Unif. ausgehen, der ganze Episk. müßte prot.

In den Abendmeldungen über Hitlerjugend und Japan, aber darüber nichts. Was werden die im Ausland /
schreiben? Die Züge gehen 24 Stunden früher zurück. Zelte werden So Nachmittag abgebrochen, vier Gesellen kommen noch ins Haus. /
Im Hofbräu schreit einer: Orange ist internationale Farbe. <Wir machen sie aus> in Linz. Der Faulhaber gehört auch zu ihnen.