Paul BorchardtParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 10. April 1933

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Judenboykott 10.4.33 mit Borchardt gesprochen. /
Er ist sehr verbittert, seit zehn Jahren katholisch, besonders als er als Offiz. bei den Türken die Greuel bei den Arm. sah, /
jetzt hat er hier die Schwarze Reichswehr organ. <Möglich | Ohne> daß die Mitarbeiter wussten daß er Judenstämmling sei. Sie wollen ihn /
nicht ziehen lassen, wie der Stahlhelm den Judenstämmling Duesterberg hält . Sein „Weltbild“ /
wird erschüttert. Die anderen Juden sagten ihm immer: Du bist ein Narr. Jeden Tag erschießen sich so und so viele aus Eckel. /
Resp. Als Sie getauft wurden, wozu nützt dir der Glauben. Zum ewigen Glauben Der Glaube soll auch fürs irdische Leben Rätsel auflösen, für Arbeitsstärke /
und für Opfer und Leid aber zunächst fürs ewige Leben. Die Haltung der Kirche consequ. aber nicht so daß sie immer gleich mit /
drein fährt. Auch unter Heinrich 8. nicht. Und immer so daß sie fragt ob nicht größeres Übel daraus entstehe. Das würde entstehen /
wenn ich eintrete, weil dann ein Grund wäre gegen die Jesuit. den Spieß zu drehen und gegen die Juden erst recht. Das will er nicht /
einsehen. Übrigens werden die Juden sich selber helfen, besonders das Ausland, ich bin sicher es wird abgeblasen noch weiter. Ob es menschlich /
ist so vorzugehen, ob es gerecht ist, danach wird heute nicht gefragt. Er sagt: Gerade Julius Streicher, der /
Hyster. Wir haben einzelne Fälle behandelt, um Osterurlaub gebeten, um Seelsorge, weil wir die Qual der /
Familien nachfühlen. Wir müssen abwarten bis die Menschen wieder ruhig geworden , und aus diesem Rausch erwacht sind. Er selber wird /
erst ruhiger als ich ihm darlege: Du bist auf diesem Boden geboren also diesem Land v verpflichtet. Das ist der Grund jeder /
Vaterlandsliebe. Atqui bei unseren Juden das Gleiche. Er bittet um den Segen.

Die Fluchpss. der jüd. Zeit wieder aufleben lassen? /
Jedenfalls nicht aus christlichem Geist geboren