Arbeitslager Karlshof, Garching, JesenwangParallelansicht ⇨
Reisetagebuch, 17. Januar 1933

Arbeitslager

17.1.33, 10.00 Uhr ab über Bogenhausen I. nach Karlshof. Ein Oberverwalter erwartete uns, führte uns in die alleinstehende Schlafbaracke (wie einst in der Kaserne), dann Tagesraum, sogar mit Klavier. Hier sehr gemischt. Erst gestern vier Kommunisten entlassen. Wir sehen sie auf dem Arbeitsplatz, wo mit einer Draisine soeben die Suppe kam, Ansprache. Geschenke. Ein Lied von ihnen. Ein Hochstand, wo ein Major eine Frau erschossen hat.

II. Nach Freimann zurück über die Brücke, wo die gute Jagd ist und der Aumeister, nach Garching, westlich vom Dorf. Sie stehen 12.00 Uhr vor der Baracke und dann zu Tisch. Frau Wirtin Rieger, Frau des 2. Bürgermeisters, sorgt außerordentlich gut für ihre Buben und fragt sie, was sie wollen. Traurig, daß für uns „Dienstag Essen“ (Schweinefleisch mit Gemüse und Kartoffeln). Nachspeise schicke ich an die Tische. Man sagte, sie hätte eine Gäns gerichtet gehabt. Bei Tisch Huber, [ ... ] der eine Ansprache hält und dann mitfährt. Inspektor Amon, der uns hinausbegleitet in die „Heide“, wo der Schlamm von München abgeladen wird. Sie bauen Straßen. Sekretär Kett., Vorarbeiter Schmal, Bürgermeister Wagner, Pfarrer, der auch eine Ansprache hält. Weite Ebene, die Flieger kreisen.

III. nach Jesenwang, wo 70, meist vom Land. Zurück nach München und über Bruck. Von München noch eine Stunde. Zuerst auf die Arbeitsplätze, sie ziehen große Gräben, sind die Fleißigsten, arbeiten viel mehr, als man erwartet. Bald darauf die Trompete. Kirche besucht, neu hergerichtet. Den Kindern Bilder verteilt. Auch Lehrer und Bürgermeister dabei. In der Baracke gerade Café und Tee - großer Keil Brot (am Tag eineinhalb Pfund) und Butter. Eine eigene Jazz Musik.

Spiele siehe inliegend, dazu Postkartenbild (manche wollen die Unterschrift) und eine M., fürs Essen 20 M. Ansprache: Die Arbeit (die Einsiedler haben ihre Strohmatten wieder aufgetrennt), ein gutes Zeugnis für sie, die nicht voll entlohnte Arbeit angenommen haben. Die Älteren grüßen. In I. wird eben Gottesdienst eingerichtet. Darum allen Gebet- und Gesangsbuch aus dem Felde wegen der Lieder mitgebracht. Die weltlichen Lieder aus dem „Singes Schiff“. Im Ganzen 60+70+70. Prinz Alfons besuchte immer den Gottesdienst, ihnen danken für das gute Beispiel. Der Gruß ist Treu - Heil.

➥ Folio 49r

Karlshof

Spiel Mensch ärgere dich nicht; Poch; Mühle. Rufende Stimmen; Bremsklötze, Dulder Job, Pius XI., Neues Testament Mundharmonika.

Garching

Spiele: Mensch ärgere dich nicht; Mühlspiel, Halma. Rufende Stimmen, Christentum der Tat; Psalmen; Pius XI. Mundharmonika.

Jesenwang

Spiele: Mensch ärger dich nicht; Mühlbrett; Knopfspiel Rufende Stimmen; Raphael; Manuwald Christuskreise, Heimkehr, Pius, Mundharmonika.