Fidelis von StotzingenParallelansicht ⇨
Gesprächsprotokoll, 13. und 14. März 1933

Text+KommentierungNur Text
Anima, März 33, Abbate. Bitte um Aufschub, bis Ende April.

Primas drei Mal bei mir. Zuerst mit einem Brief: Er könne 10 000 Kirchenaustritte verhüten, auch die Gefahr vom Kardinal in München abwehren, er halte es also für seine Pflicht, den Platz nicht zu verlassen. 13.3.33 mit L épicier etwas in Verlegenheit: Es stehe eigentlich nicht bei ihm, sondern bei Beuron und dem Abtprimas - in Wirklichkeit haben diese beiden erklärt, sie könnten keine Censur verhängen. Es sei sehr gut gewesen, daß ich Missa verboten hätte. Ich sage ihm: Sei großes Ärgernis, auf der einen Seite der ganze Episkopat, auf anderer Seite Abbate. Die Leute natürlich gegen die Bischöfe.

Primas schreibt einen sehr erfreulichen warmen Brief, den er mir in Abschrift zurücklässt. 14.3. 16.00 Uhr. Dieser Brief war vorgestern geschrieben - bevor er ihn in Händen hatte, schrieb er einen anderen, der am 14. März einwarf. Sehr wenig schön. „Auch gegen mich“, sagt mir Puma. Primas bringt ihn diesmal nicht zum Lesen mit, sagt nur „Sehr wenig schön“. Er wähle das kleinere Übel. 14.3. Früh auf der Religiosencongregation bei Secretär Puma: Es sei ganz klar, auch Staatssecretär habe ihm erklärt: Wir fordern Gehorsam vom Mönch. Nichts zu tun mit den politischen Sachen, als Ordensmann Gehorsam schuldig.

14.3. Nachmittag kam Primas zum 3. Mal zu mir, liest den Brief vor. Heute Nachmittag ein Telefonat „Bitte um Aufschub“. - Also nachdem er den erfreulichen Brief heute morgen erhalten hatte. Immerhin ein Zeichen, daß er zum Ungehorsam nicht ganz entschlossen ist. Wir vereinbaren als Antwort das Telefonat: Zwei Tage Aufschub. Bis Freitagabend in Neresheim. Letzter unwiderruflicher Entscheid. Jeder Aufschub [ ... ] schiene hart, weil er sagen könnte, unmöglich einzupacken . Wenn längerer Aufschub, dann Abschied und Geschichten. Primas: Man gewöhne sich natürlich an solch gute Pflege, confer Ehrle. Primas wird dann nicht mehr antworten, wenn weitere Forderungen kommen.

Er sagt, er wolle die Kirche und den Bischof schützen, nein, er hetzt gegen den Bischof auf. Auch Döllinger konnte hören: So können wir doch katholisch bleiben.