Tagebucheintrag vom 24. Mai 1944Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10022, Seite 48,49

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Mittwoch, 24.4.44. Pack von Arminius am Dom abgegeben: Schreibpapier circa 200 Blätter, Umschläge in verschiedenen Größen, viele Schreibnotizblöcke für „die neuen Amtsräume“, gemalte Briefumschläge, Heiliger Geist und andere Kuverts persönlich, einen ewigen Kalender.

Stadtpfarrer Dr. Bleyer - Maria Hilf, weil ich gestern dort war. Seine Kirche, ob der Turm gesprengt werden muß. Die Notkirche war bei den Schulschwestern. Seine Berichte. Der katholische Grundstock eben weggezogen. Gummistoffrolle.

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15.30 Uhr zur Marianische Priestercongregation - dreimal Umweg, weil durch Schutthaufen abgesperrt. Nach dem aszetischen Vortrag von Pater [      ] (Der Auferstehungsgedanke für das persönliche Innenleben) Vortrag von Pater Przywara: Akademikerseelsorge. Ich danke ihm am Schluß: Er ist nicht Theoretiker, obwohl er die Literatur beherrscht, er hat aus dem Vollen seiner Praxis geschöpft. Manchmal grob formuliert, aber im Ganzen: Was Petrus von Paulus sagt: Unser lieber Bruder - gemäß der ihm verliehenen Weisheit - manches ist dabei schwer zu verstehen. Es müssen auch solche Feuerzungen reden. Schon das Wort Standesseelsorge schließt in sich, daß die Seelsorge verschiedene Zwecke sucht. Als das Gerücht ging, er komme weg von München, ein Akademiker bei mir, früher evangelischer Pastor, jetzt in einem anderen akademischen Beruf, er müsse bleiben - ich wollte sagen, daß Pater Przywara mit dem vollen Vertrauen des Ortsbischofs in dieser Zunge redet.

Kaum zuhause, 18.06 Uhr Öffentliche Luftwarnung einzelne Flieger im Nordwesten, gleich darauf im Norden und andere im Westen, dann: Abflug nach Nordosten, dann Abflug nach Westen (18.02 Uhr, also wenige Minuten vorher der Reichsstundensender: „Über dem Reichsgebiet keine feindlichen Flugzeuge“).

Vor einigen Wochen Theresia Pentenrieder - war bei Seidl, der ganz ausbrannte, mußte dann noch im Keller ausräumen, dann nach Grafing zu ihrem Bruder. Erhält einen Rosenkranz, dafür sehr dankbar.