Tagebucheintrag vom 23. April 1944Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10022, Seite 37-38

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Sonntag, 23.4.44. Guthirten, hell und sonnig, aber unruhig: dreimal öffentliche Luftwarnung.

9.00 Uhr Pontifikalamt im Dom zum 450-Jahr-Jubiläum der Einweihung des Doms. Vor 9.00 Uhr predigt Pater Diego O.S.D., der diese religiöse Woche überhaupt predigte, heute viermal auf der Domkanzel stand. Schon war aus dem gleichen Grund, nachdem ich in Chorkleidung an der Männerbetstunde im Dom 16.00 Uhr, wie am Freitag bei der Jugendfeier war.

Heute dreimal öffentliche Luftwarnung 11.30 Uhr (die 11.00 Uhr - Messe fast zu Ende), 13.30 Uhr und noch einmal gegen 18.00 Uhr. Schon beim Einzug früh 9.00 Uhr flüstert mir der Weihbischof zu: Der Kuckuck ruft schon wieder. Beim Credo, aber kam die Meldung: Keine Luftgefahr mehr. Bei der Schlußfeier 18.00 Uhr wurde es kritisch. Der Dompfarrer wollte bei der öffentlichen Luftwarnung heimschicken, - man spricht sogar von „Verbänden“, die Leute gingen aber nicht [ ... ] fort und [ ... ] kehrten gleich darauf bei der Entwarnung wieder zurück, so daß die Abendfeier gehalten werden konnte. Immer waren es nur ein oder höchstens zwei Flieger.

Dr. Bitthorn - Von innerem Leben, zieht sich zurück - spricht aber immer vom Essen.

Domvikar Vill von Augsburg: Der Bischof schickt mit der Frage, ob er den Eichstätter Beschluß über die zwei Donnerstag- Feiertage jetzt schon veröffentlichen soll - der Generalvicar hatte gesagt Nein, - es ist aber doch gedacht, zu veröffentlichen.

Riffler - nun hat er seinen Verdruß überwunden, kommt nicht bloß wieder, sondern bringt noch die Frau eines Kollegen mit - kurz wegen der Sirene mit öffentlicher Luftwarnung. Nachher Entwarnung.

Frau Norpoth - früher Anwärter bei der Polizei, dann weil er nicht mit den anderen aus der Kirche austrat, vier Monate Arrest vom Parteigericht, - dann ging er hierher, jetzt im Arbeitsamt, ob aus der Partei austreten? Nein, würde ihm schlecht bekommen und die Zukunft des Elfjährigen und der anderen [ ... ]. Die Frau will ihn zu mir schicken.

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Zwei mit gleichem Namen Lotte Artmann: Die Verwandte, ihr Bruder als Pionier beide Beine durchgeschlagen, im Lazarett Ingolstadt von beiden besucht. Was sie eigentlich wollte? Sie mir nur vorstellen - erwartet wohl Einladung zu Tisch - man könnte ein Gästehaus sein.

16.00 Uhr, siehe oben, Männerbetstunde im Dom. Früh gefahren, aber Nachmittag mit schwarzem Mantel gegangen.