Tagebucheintrag vom 30. September 1942Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10021, Seite 82,83

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Mittwoch, 30.9.42. 8.30 Uhr Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern Professfeier (nicht Einkleidung), zweieinhalb Stunden. Dr. Mayr von Bruck predigt. Nachher gleich zurück.

Dompfarrer Stadler, Bericht über die Beisetzung am Nordfriedhof. 106 Särge, einige doppelt Mutter und Kind. Zuerst Gauleiter, dann im Namen der Stadt Fiehler, dann die christliche Beerdigung. Die Pfarrer hätten gebeten, daß sie die Ansprache im Dom auf den Kanzeln verlesen dürfen. Ebenso [      ].

Professor Weiß, Bismarckstraße 30, soll, weil Nichtarier, ausziehen, um die Congregation nicht zu gefährden. Hat von Pater Wolff Brief erhalten. Pater Wolff wird wohl ausziehen. Ihm selber: Solange keine Wohnung, muß man nach dem Gesetz nicht ausziehen, aber um eine Wohnung sich umschauen. Darf sich der Oberin gegenüber in diesem Sinn auf mich berufen. Er ist krank und spricht sehr bedächtig. Im Weltkrieg Offizier.

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Weißthanner, Danke ihm, daß er zum Jubiläum viel beigetragen: Karte, Vorlesen des Hirtenwortes, Artikel im Klerusblatt. Zeigt im Osservatore Romano ein Bild: Wie Kaas den Heiligen Vater am Arm stützt. … Ich möge Warnberg besuchen.

Leutnant Früher, Michaelskirche - rückt heute Abend ins Feld. Den Eltern scheint es schwer zu fallen. Für Feldfürsorge 100 und kleine Medaillen.

Fräulein Reitmeyer hat eine Zeit lang in der Kapelle gewartet, dann ging von selber weg.

15.15 Uhr im Auto mit Sekretär (Friedbald fährt): Perlacher Friedhof, Sektion 12, Holzkreuz, Oberstudiendirektor Eid, Ludwig, dann mit Delagera zum Engel-Betsaal in der Simseestraße. Den Kindern Bildchen verteilt, dann zuerst fehl gefahren, durch die Äußere Balanstraße zur Plassenburgstraße 18 (Thiemeviertel) Frau Direktor Eid zu besuchen - auch Johanna da.

Dann zurück über Harlaching - Hellabrunn nach Warnberg: Greuel der Verwüstung, die Kinder größtenteils im Keller, ein Saal war nicht geweckt worden. Dr. Mußner: In der Kapelle Ansprache und Segen für die Schwestern. Dach ein Stück neu gedeckt. Vieh auf der Weide, Maschinen zerstört, Franzosen bringen Ziegel.

Solln, im Pfarrhof - aber Pfarrer Hahner nicht zu Hause. Ich hinterlasse, wie auch in Warnberg, je 300 aus der Gabe Guthirten. Dann zu den Barmherzigen Schwestern: In der gleichen Straße Häuser ganz niedergelegt, hier die Kapelle Brandbomben und 18 im Garten [ ... ] um das Haus von Kleber
Es ist möglich, dass die Familie von Otto Kleber gemeint ist.
herum. Heimwärts die Ruine Ranke, Nervenanstalt.