Tagebucheintrag vom 8. September 1936Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 83

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Dienstag, 8. September. In der Heiligen Messe, 7.00 Uhr, Frau Oberstaatsanwalt Hindringer zum achtzigsten Geburtstag und ihre Tochter vor Profeß. Dann zum Frühstück in der Küche.

Signorina Reitmeyer: Der Bruder aus England hat sie in Ströbing abgeholt, hier noch Aderlass bei Schwester Olivia. Die Stifte überfüllt und zu teuer. Auch die hiesigen Verwandten, früher kalt katholisch, seien jetzt warm geworden für die Kirche. Politische Fragen wehre ich ab.

Hans Winand, Berlin: Hat noch das Ziel, Priester zu werden, obwohl von Sankt Ottilien abgewiesen, von München und Berlin Nein-Antwort, ich erkläre bestimmt: Die Lage der Klöster ist heute eine andere als vor zwei Jahren. Auch die Bischöfe müssen alle Jahre viele zurückweisen aus dem eigenen Bistum. Allmählich sieht er ein, daß nur in Südamerica Aussicht - er schien das einzusehen und diesen Weg gehen zu wollen. Dann spricht er wieder, in Deutschland bleiben, bei den Salesianern in Eichstätt nochmal anfragen. Ich nannte Turin. Salesianer fügt aber bei: Kristof.. Er schien dann wieder an das letztere zu denken. 100 M.

Zinkl: Sein Besuch bei Bauer zusammen mit Generaloberin (?) wegen Kindergarten in Giesing. Es sei nicht mit ihm zu verhandeln: „aus weltanschaulichen Gründen..“ Die Nationalsozialisten geben eine Verordnung und Beamte erklären, sie seien im Gewissen dagegen. Er will ihn zum Oberbürgermeister schicken. In Ebersberg gegen Kindergarten. Antwort an Pacifico, zunächst auf die eine Note, später die andere.