Tagebucheintrag vom 25. August 1936Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 76-77

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Dienstag, 25. August. Pater Cornelius - wieder aus dem Gefängnis, die Nerven scheinen sehr gelitten zu haben, am meisten dadurch, daß er nach Vilsbiburg geschickt wird und nicht mehr in die Nuntiatur zurückkehren darf. Ich hatte dem Nuntius
Es ist entweder Alberto Vassallo di Torregrossa oder Cesare Orsenigo gemeint.
erklärt, ich würde nichts dahinter finden. Einmal habe er doch für die Nuntiatur im Gefängnis gesessen. Er durfte celebrieren, dann eine Ordnung schreiben. Pater Eduard habe noch viel mehr gelitten; besonders, weil er keine Handarbeit tun konnte. Gekränkt, daß ich ihn in Freising nicht besuchte, obwohl alles für den Besuch vorbereitet war. Die Bücher seien in Ordnung gewesen. Es war Kommando von Berlin.

Domkapitular Stadler: Wegen Rekrutenexercitien. Stump will die Decane zusammenrufen. Die Auslagen für diese Exercitien? Ich stifte dazu 500 M. Werden sofort abgeschickt. Ich lese ihm mein Protokoll von Fulda vor.

Pater Wolfgang, Beuron: Das Dekret, daß er drei Schwestern von Chiemsee nach Kopenhagen mitnehmen dürfe. Soll es abschreiben lassen und morgen zurückbringen. Die Taxen ans hiesige Ordinariat und von dort an die Nuntiatur.

Provinzial Pater Bertrand: Von Fulda das Hirtenwort, worin der Antrag der fünf Provinzen erfüllt wird: Die Waldbreitbacher sind keine Franziskaner. Die Aussicht für die Mendikanten sind nicht günstig, aber wir werden zusammenhelfen.

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Über die Theologen der Orden keine Schwierigkeit.

Bischof Hudal: Kommt von Salzburg und fährt nach Augsburg - Frankfurt. Über den Friedensvertrag mit Oesterreich. Für die Universität Salzburg, er soll mir die lateinische Eingabe nicht schicken. - Können wir nicht mit Namen hervortreten. Bleibt zu Tisch. Francesco dabei, der ihn fährt. Fährt zu Baron Ritter.

Pater Härle, Gars. Will doch berichten über Vorgänge in Au. Eine 28 jährige Schwester, früher Lehrerin in der Handelsschule Nürnberg, habe mystische Zustände. Die Kinder in der Schule hätten längst die Wundmale beobachtet, die manchmal blutig. Er habe sie einmal gesehen von Donnerstag auf Freitag: Sie rede mit dem Heiland und im Namen des Heilands von der Begegnung auf dem Kreuzweg bis „Vater in deine Hände ...“, einmal, aber nur einmal habe er gemeint, auch in fremder Sprache. Sie leide für Deutschland. Der Stolz und die Unlauterkeit seien die Hauptursachen. Sie spreche von Priestern, die nicht treu bleiben, von einem Judas und Satan.

Dr. Kendler: Bittet um Enthebung als Diözesanpräses der Jugendvereine. Mit 45 Jahren werde er zu alt. Will doch einmal in die Seelsorge. Respondeo: Ich verstehe diese Gründe. So dankbar ich ihm bin, aber um Pfarrer zu werden, muß man noch in gutem Arbeitsjahr stehen. Soll sich bewerben, auch um größere Pfarreien. Als Nachfolger nennt er Gmeiner, Rosenheim. Ich zweifle, ob wir jetzt einen Herren freistellen können. Religionsunterricht werden die Geistlichen in der Jugendpflege nicht mehr erteilen dürfen.

Zinkl: Ich gebe Akten zurück, danke für die Entwürfe, die er für die Konferenz Fulda einreichte. Die Bayerische Konferenz dankt ihm. Ob die Generaloberin zwei Schulschwestern vertauschen dürfe, - der Referent muß auch durchsetzen gegen die Orden. - Ja, haben früher ja auch gleich versetzt. Aus sicherster Quelle: In Berlin sei man mit Boepple nicht zufrieden, daß er, was geheim behandelt werden sollte, an die Öffentlichkeit gab wegen Klosterschule.

Präses Schwarz: Danke ihm für die Entwürfe für Fulda. Auch für die ausgezeichneten kleinen Erzählungen, für die er offenbar ein Charisma hat. Überlasse ihm meine Akten zur Frage Doppelmitgliedschaft - die Zusammenstellung dessen, was bisher geschehen, nicht bloß Akten von den Bischöfen, sondern 1) Kundgebungen der Bischöfe für die Mutterverbände 2) Regesten über Eingabe, dafür ein Muster 3) Das, was er frei für sich zusammenstellt. Das Buch Dr. Jam gebe ich wieder zurück.