Tagebucheintrag vom 8. August 1936Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 71-72

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Samstag, 8.8.36 Pater Siemer, Provinzial Dominikaner. 1) Seine Geschichte, zehn Monate im Gefängnis. Drei Delicte, am Anfang von Beamten angedroht vier - fünf Jahre Zuchthaus sind Ihnen sicher, der andere ein - zwei Jahre, zuletzt wurde er freigesprochen mit der Schlußbemerkung: Übrigens bürgt die Persönlichkeit von Pater Siemer dafür, daß er nichts gegen sein Vaterland tut! Die zwei anderen Patres, die mit ihm verhaftet wurden, sind im Gefängnis gestorben, Pater Titus an Erschöpfung im Krankenzimmer, Pater Stuhlweißenburg wahnsinnig geworden. Er hielt in der Zelle Hochamt, um sich seelisch aufrecht zu halten, sang sein Brevier. Alle vierzehn Tage stundenlang verhört, er diktierte die Protokolle zuletzt. Er erklärte, er könne nicht mehr antworten. Ein etwa 27-jähriger Berliner Staatsanwalt fing an: Diese Frechheit und Unverschämtheit, da gab er keine Antwort mehr. Er sprach aber von einer inneren Wut gegen Verbrecher. 2) Pater Emmanuel - er kann hier bleiben, wenn es öffentlich ruhig bleibt. Er ruft Pater Burkhard herein, der die Pfarrei niederlegen möchte. Pfarrprüfung später.

Pater Provinzial Bertrand - dankt für Glückwunsch. Ist auch weiterhin bereit Confessarius, wegen der Sammlung Erlaubnis für Mendicanten.

13.30 Uhr ab nach Grassau - mit dem Wagen von Prälat Pfaffenbüchler, der von dort nach Adelholzen weiterfährt und früh wieder zurückkommt. Schöne Fahrt auf der neuen Autostraße bis Frasdorf, dann über Aschau - Bernau - Rottau - Grassau.

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Das Haus so kalt, daß man heizen muß. Abends schweres Gewitter. 20.00 Uhr Tisch.