Tagebucheintrag vom 29. Juni 1936Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 57

Text+KommentierungNur Text
Montag, 29.6.36. Peter und Paul, Firmung Dom III, weibliche höhere Lehranstalt. Nur 200. Oberstudienrat Kuhn predigt, spricht überaus schnell, dankt am Schluß und gelobt zum Bischofsjubiläum treue Gefolgschaft. Servitinnen sind dabei.

Generalvicar: Gestern die Hirtenbriefe im zweiten Teil in der Erzdiözese verlesen ohne Störung. Alles ruhig geblieben. Einem gewissen Frenzel (?), zur Zeit Birkeneck, möge keine Zusage zur Aufnahme gegeben werden.

Pater Kronseder: Gibt Semesterbericht. Der Zirkel wie bisher gut besucht. Die Zahl nicht zurückgegangen. Im Oratorium ein Kreis intelligenter Menschen zu Vorträgen. In den Ferien hat er ein reiches Arbeitsprogramm. Mit dem Dr. Hock (?) in der Buttermelcherstraße ein schwerer Rückschlag. War bald da und bald dort und zuletzt in Schäftlarn, ging drei Wochen ganz gut, dann auf einmal tobte er wieder, will zum Fenster hinaus, - wird in die Psychiatrische Klinik eingeliefert. 50 M. für ihn, 100 M. für Auslagen für akademische Seelsorge von Pater Kronseder.

Reverend Bernard McGrade, Saint James Church, Melbourne, Australia, war schon in Oberammergau bei mir. Von seinem Erzbischof geschickt, um hier die Katholische Aktion zu studieren, besonders die Frauenbewegung. Ich gebe ihm Adresse für den Frauenbund und seine Schule. Eine hiesige Studentin nennt ihm, da er nach dem Halsarzt fragt, Brünings. Ich sage nur: Ich gehe zu Neumayer und gebe ihm die Adresse. Einige Bücher: Zeitfragen, Charakterbilder der Frauenwelt, Münchener Kardinalspredigten, Weltanschauung, Glaube ein Segen. Mein Name sei dort bekannt, meine Rede am anderen Tag dort in den Zeitungen.

Nachmittags gebe ich Karte zurück an Czapski im Neuwittelsbach und Bischof Budka im Andreaskolleg.

Dann die Protokolle der Kirchenvisitation diktiert.

Weihbischof von Passau zurück. In Freising hat eine hohe Kommission (Boepple, Weber von Berlin) die Räume der Hochschule besichtigt, von den Alumnen Heil Hitler begrüßt. Er sei erschrocken, als ich von einem liturgischem Kurs sprach, doch ein wenig hinausschieben. Wiederaufnahme von solchen, die abgewiesen wurden - ja, wir müssen streng sein. Wie jetzt die Verlesung des Hirtenbriefs ausnützen.