Tagebucheintrag vom 17. November 1935Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 137

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Sonntag, 17.11.35, 6.45 - 8.05 Uhr in der Studienkirche Kommunionmesse für die Kongregation der Lehrerinnen. Ohne Ansprache. Sehr lange Kommunion austeilen.

11.00 Uhr Besuchfahrt: 1) Ungarischer Consul Szabò von Szentmiklòs. Zuerst die Frau im Gespräch bis er aufgestanden ist. Gestern Abend ein Empfang der ungarischen Kolonie. Bela Kun. Gibt mir die Adresse von Leutschan. 2) Oesterreichischer Generalconsul Jordan - noch nicht zu Hause.

Frau Professor Irene Dr. Diener, Weihenstephan. Ihr Mann früher beim Corps, wird sehr verfolgt als Schwarzer. Besonders weil sie jeden Tag zur Messe und Kommunion ginge, im Institut erzogen. Ich hätte das Kind in der Haunerschen Klinik gesegnet, weiß aber nicht, ob das vor vier oder sechs Jahren!! Sagt Dr. Weißthanner. Sie hatte 70000 M. Vermögen, das wurde veruntreut, sei jetzt in Holland, ein Prozeß wird das zurückbringen (?), sie war beim Rechtsanwalt und er will noch 600 M., um diese Woche den Prozeß zu führen. Sie bleibe in der Woche von der Kirche weg, um ihrem Mann nicht zu schaden ([ ... ] wieder glaublich). Ich: Unmöglich die ganze Summe. Der Rechtsanwalt wird auch mit 300 M. die Verhandlungen führen. Damit zufrieden. Weinte dazwischen. Behauptet nicht, daß ihr Mann Volkspartei war (macht sie glaubwürdig). Bittet nicht um Segen. Ob sie Schuldschein schreiben soll - Nein, wenn ich sterbe, geschenkt. Will vom 15. Januar ab 50 M. im Monat zurückzahlen. Zuerst bei Westermayer, dann bei Spiritual Schmidt
Gemeint ist vermutlich der Spiritual des Erzbischöflichen Klerikalseminars in Freising, Eugen Schmid.
, bittet aber lieber, es hier persönlich tun zu dürfen. Will sich dann ein Gut kaufen. Pension bekomme ihr Mann nicht.