Tagebucheintrag vom 24. Juli 1935Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 103

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Mittwoch, 24.7., Dr. Siben, Altbürgermeister Deidesheim - tut sehr bekannt, früher für den Katholizismus eingetreten, sei jetzt abgesetzt, habe einen Prozeß und alles sage ihm hier beim Finanzministerium, wir verstehen nicht, daß Sie ihr Eigentum nicht längst wieder zurück haben. Macht abfällige Bemerkungen über die Geistlichen, die nicht Geschichte studieren, besonders über die höchste Geistlichkeit dort - ich schweige. Wünsche ihm, daß die aufregende Angelegenheit bald in Frieden geordnet sei und er dann seine Nerven wieder ausspannen könne. Mir eigentlich nicht klar, warum er kam.

Frau Botschafter Mayer und Paul: Paul macht Ostern sein Abitur in Sankt Blasien, muß sich aber jetzt schon als Offizier bei der Reichswehr melden. Dafür drei Referenzen, ob ich eine machen will? Ja, wenn es ihnen ein Dienst ist. Wenn es mir kein Dienst ist, dann soll er nicht zur Reichswehr. Erzählt, daß sie im Haus der Nationalsozialisten war und von ihrem Vater erzählte, einen SS auf der Straße zur Rede stellte.

15.00 Uhr in Solln in horto, die Nachbarschaft wird aber schon aufmerksam.

Pater Becher - vom Provinzial geschickt: Der Prozeß Stanggassinger möge beschleunigt werden. Respondeo: Zuerst den Diözesanprozeß fertig machen, dann erst die littera postulatoria. Die Patres im Gefängnis dürften celebrieren, aber nicht beichten.