Tagebucheintrag vom 22. Juli 1935Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 102

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Montag, 22.7., 10.00 Uhr, beim Zahnarzt. Nach fünf Besuchen wieder einmal frei.

11.00 - 12.00 Uhr Marie Luxburg. Ein Herr aus Argentinien, wird sich wohl scheiden lassen, in sehr freundschaftlicher Beziehung zu ihrer Tochter. Auch der Graf ist peinlich davon berührt, persönlich streng dagegen „Aber wenn es das Glück des Kindes ...“ Was zu tun? Ihrer inneren Gewissensüberzeugung treu bleiben und das auch aussprechen. Auch wenn die Tochter volljährig ist, 23 Jahre, und nach evangelischer Auffassung es möglich wäre, wegen des Ärgernisses dort schaut alles auf sie, jedenfalls hat ungute Wirkungen. Dagegen muß sie nicht brechen mit dem Kind. Man verbietet auf dem Land den Eltern zur Hochzeit zu gehen, bei ihr kann das durch Erklärungen geschehen. Darüber vorzeitig mit dem Kind sprechen. Sie hat gewiß gut beobachtet: Rennt ans Telefon, will nicht 14 Tage in Schlesien bleiben, ist sehr lebhaft mit ihm ... Gerlach nicht glücklich, wartet auf den Tod des ersten Mannes seiner Frau, um sich trauen zu lassen. Albert Preysing habe von Konrad gesagt: Ich begreife nicht, daß er nicht schon längst Bischof ist, daß man das nicht sieht ...

Dr. Steiner und Dr. Schnell: Herausgabe der Kirchenmonographien. Ein sehr guter und ganz unpolitischer Gedanke. Ein Dienst am Volk und an der Kunst und Heimatkunde. Natürlich auf den Absatz schauen: Ettal 20000 Stück, einige zweite Auflage, - es sollen bald Schlehdorf kommen und Freising. Letzter sollte Nummer 100 werden, aber das wird Bamberg.

15.00 Uhr in Solln. Oberin in Exercitien.

Generalvicar 1) Geheimrat Krafft aus dem Ministerium. Siebert war bei ihm: Am Donnerstag in Sankt Anna Gottesdienst für Dollfuß. Er habe erklärt: Nach dem canonischen Recht habe jeder Katholik ein Recht darauf, die Polizei wird doch stark genug sein zu schützen. Ich dazu: Soll antworten, wir haben die religiöse Pflicht den Gottesdienst zu halten. Wenn politische Bedenken, sollen sie mit dem oesterreichischen Generalconsulat verhandeln, da diplomatische Beziehung besteht und da dieses eingeladen hat, also antworten. 2) Berlin hat den Artikel im Osservatore Romano als Hirtenwort gebracht. Bedauerlich, weil größtenteils = diplomatische Note vom 10. Juli 3) Einzelne casus, sollen wir Reichsstatthalter vorlegen, daß nur im Hause den deutschen Gruß geben.