Tagebucheintrag vom 12. Juni 1935Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 89

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Mittwoch, 12.6.35. Die große Hitze der letzten Tage über Nacht abgekühlt.

Dr. Schneider, zusammen mit einem Hauptmann Eckehard, dem Referenten für Seelsorge. Wieder ein Langes über seine Verdienste, und jetzt soll er... Respondeo: In Gegenwart des Hauptmanns nochmal versichern, wir erkennen sein Wirken vollauf an, aber jetzt sind wir nicht Schuld an der Entwicklung, daß die Landespolizei aufgehoben wird. In Berlin an der Zentrale heute auf dem toten Gleis, weil Concordat nicht abgeschlossen. Im Westen in der entmilitarisierten Zone, hätte ich geglaubt, trotz der kranken Mutter... Er bleibt dabei: Entweder München, dessen Wehrkreis einen Großteil der bisherigen Landespolizei umfaßt, oder Ruhestand, weil er in die Reichswehr übernommen wird. Er habe ein Recht mit 16 Dienstjahren vor Gmeiner mit sechs Monaten. Die Reichswehr habe ihm das zugesagt ... Respondeo: Ich kann nicht über alle Akten sprechen, aber Gmeiner hat sich sehr gut eingelebt und wir können nicht zurück gehen. Überaus peinlich vor einem Zeugen diese unpriesterliche Art, eine Stelle zu verlangen anstelle eines anderen, anhören zu müssen.

Grassl - wegen eines Papiers.

Gräfin Walterskirchen - ein schwerlicher Besuch. Sofort natürlich über Politik wie sie beim Tode von Dollfuß geweint, wie man in der Regierung dort sicher sei. Ich unterbreche wiederholt, wie es mit ihrer Gesundheit gehe und von ihrem Neffen Josef. Dreimal fragt sie, ob Konrad wirklich als Bischof nach Berlin komme - man lese das in ihrer Zeitung - ich gebe keine Antwort, nur zuletzt: Noch niemals wurde ein Bischof für den Norden aus dem Süden geholt und umgekehrt.

14.00 - 20.00 Uhr mit Monsignore Brem nach Tutzing, wo Oberforstverwalter König, Sankt Heinrich am Bahnhof wartet. Dann hinauf in den Wald zu Fuß, dann mit Wagen in den anderen District, wieder zu Fuß zum „Arbeiterhaus“, wo die Mutter über Fuchs erzählt, der sieben Hennen gestohlen. Erhält 5 M. Dann zur Ilkahöhe: Vier Café - um den See herum Herrn König heim gefahren, dann in Holzhausen in die Kirche und zur schönen Linde - über Berg zurück. Viele Rehe.