Tagebucheintrag vom 12. April 1935Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10016, Seite 71

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Freitag, 12.4.35. Heute waren vier Zettel an Türe und Fenster angeklebt. Als die Schwestern zur Gelübdeerneuerung gehen wollten, sahen sie es. Der Bruder hatte nichts gesagt.

8.00 - 9.25 Uhr Jahrtag, Seelenamt für Kardinal Bettinger im Dom. Vorher Vigil. 10.00 - 12.30 Uhr Ordinariatssitzung. Die Herren vom Ordinariat haben offenbar Jubiläumablaß noch nicht gewonnen, weil sie alle nicht wußten, daß die Kirche Heilig Geist durch Gitter abgesperrt war, obwohl eine von den vier Jubiläumskirchen.

15.45 - 17.00 Uhr meine letzten vier Kirchenbesuche, Sankt Michael, wo viele vor dem Bild der schmerzhaften Mutter knien, Dom, wo BdM herumlaufen, Heilig Geist, wo der Pfarrer eben mit dem Mesner hereinstürzt und aufschließen lässt (also hatte Generalvicar telefoniert) und Sankt Peter, wo eben Kreuzweg war (auf der Kanzel vorgebetet).

Besuch bei Fräulein Bettinger
Gemeint ist entweder Maria Anna oder Anna Bettinger.
, Altheimereck 20, Aufgang 2, 3. Stock. Auch die Nichte da. Pfalz. Klostersturm. Pater Ingbert. Auf den Zetteln, die all überall in der Stadt. Auch an den Banken in diesen Tagen angeklebt waren, steht: Jude, Du wirst schon wieder frech! Hüte Dich! Jud, hau ab! Schon ein großer Judenkopf. Also nicht sehr geistreich.