Tagebucheintrag vom 20. August 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 215-216

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Montag, 20. August. Direktor Rossberger: Durch die Amnestie frei geworden. Oberpfarrer Kaul war außerordentlich gütig zu ihm, hat ihm sogar täglich ministriert. Sei ein heiligenmäßig moderner Priester. Habe ihm Bücher gegeben. Hält eine Aussprache und läßt die Gefangenen auspacken, immer heiter. Die Gefangenen dürfen nicht miteinander sprechen. Er holt sich Frühstück aus der Küche, weil celebrieren oder ministrieren, eine Stunde im Hof hintereinander im Kreis, bei jedem Wetter, ohne zu sprechen. Arbeit immer auf dem Zimmer, aber keine Uhr, kein Geld, kein Bleistift und Papier. 1.50 bezahlen und wenn man nicht arbeitet 2. 1.50 M. Von den Mitgefangenen immer gegrüßt und geachtet. Unter den Wärtern ausgezeichnete Katholiken. Bleibt zu Tisch. Politik: Weniger Stimmen als erwartet bei der Wahl. Die Spannung heute viel größer geworden.

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15.00 Uhr bei Zahnarzt Goldschmitt.

Ingenieur Rossmann, von Rheinfelder
Möglicherweise gemeint: Hans Rheinfelder.
empfohlen, will mir die Broschüre [ ... ], Sankt Ambrosius und die deutschen Bischöfe überbringen. Ich nehme sie nicht an, weil wiederholt erhalten. Anonym und darum wie ein solcher Brief zu behandeln. Er meint, das Volk warte auf ein Wort der Bischöfe.

Fahne schwarz-weiß-rot wieder draußen. Sie wurde heute früh 7.00 Uhr zwar wieder eingezogen, dann aber als 8.30 Uhr das Telegramm des Reichsinnenministeriums kam, wieder ausgehängt und blieb bis abends 21.00 Uhr, bis zum Beginn der Dunkelheit.

Sekretär bringt französischem Minister Aimé Leroy pour prendre congé eine Karte zurück.