Tagebucheintrag vom 16. August 1934Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 212-213

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Donnerstag, 16. August. Sollte eigentlich auswärts sein, weil Unruhen angekündigt sind, aber vor lauter Besuch (die meist wegen Oberammergau gekommen sind) nicht wegzukommen.

Prälat Böhmer: War in Nürnberg, Rossberger in meinem Namen zu besuchen. War eine Stunde lang bei ihm. Als Priester ist er bereit auf eine Pfarrei zu gehen, will aber vorher sie anschauen.

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Pater Kreitmaier: Ich übergebe Fritsch, Handbuch der Judenfrage. Und eine Abschrift meiner Antwort an das Officium, Artikel in Civiltà und Stimmen der Zeit zu bringen. Sie hätten einen neuen Historiker bekommen, der daran gehen solle.

Monsignore Pio Freitas O.M. Bispo de Joinville, Brasilien, spricht nur französisch. Sein Secretär Pater Kolb aus der Pfalz, der dort Pfadfinder und Arbeiterverein gegründet und früher eine Pfarrei mit 60000 Seelen und 16 Pferden gehabt hat. Der Bischof fragt 1) Wegen Konnersreuth. Übernatürlich. Die Nahrungslosigkeit wissenschaftlich zu beweisen, aber der Vater wolle nicht, darum im Allgemeinen gesperrt, nur einzelne können gehen. Er wollte nicht gehen, weil keine Visionen, aber er kann sie sprechen. 2) Wegen des Nationalsozialismus. Die ganze Welt bete für mich. Hitler hat guten Willen, aber seine Umgebung. Ursprünglich unklar , von den Bischöfen verurteilt, dann gab er Erklärung ab, Concordat, aber die Durchführung läßt zu wünschen, darum neue Verhandlungen. Es ist Heidentum dabei, aber drei Erklärungen: Heidnische Bewegung nicht unterstützt, Freiheit der Lehre, Vereine. Solange der Heilige Vater verhandelt, dürfen wir nicht abbrechen. Die Männer mehr in der Kirche als früher.

15.30 Uhr Gegenbesuch bei den Salesianern für Bischof Freitas. Dem Sekretär nach Wunsch ein größeres Lichtbild und Bücher: Zeitfragen, Rufende Stimmen, Zeitrufe, Deutsches Ehrgefühl, Die Ehe Wiedergeburt, homiletischer Kurs, Adventspredigten. Die Räume gesehen wo unser Sanitätskurs sein wird. Jugendgruppe aus Würzburg 40 M., und später noch 100 Bilder geschickt vom Guten Hirten.

Prälat Grabmann: Zuschrift von Cöln und die von der Studentencongregation. Wie Deus scientarum durchzuführen - will sein Votum vor Abreise schriftlich geben. Professor Englert hat sich beschwert, daß er nicht auf der Liste stehe - !

Pater Laetus Himmelreich: Früher Amici Israel, war in Krakau Bibliothekar, reist jetzt nach Holland zurück. Hält ganze Vorträge mit Mund und Händen, über Offenbarung, bis ich aufstehe.

Maria Fitz - will nach der Wahl in die Schweiz in Ferien.

Dr. Denk
Gemeint ist möglicherweise Johannes Denk.
- in Bamberg hatte Erzbischof Hauck davon gesprochen, er wolle päpstlicher Kämmerer werden, es sei von Berlin beantragt, aber noch nicht erledigt - ob ich etwas tun wolle? Unmöglich. Genügt, wenn Bischof Berlin und Nuntius Orsenigo. Im Übrigen besonderes.

Erzbischof [      ] von Monreale Sizilien
Erzbischof Ernesto Eugenio Filippi
, später mit Generalvicar und Secretär. Italiener, früher Diplomat. Großes Interesse für die Schüsse im Fenster. Konnersreuth? Übernatürlich, aber jetzt verboten. Gegen die nationalsozialistische Bewegung sehr skeptisch. Er: Ich solle vorsichtig sein und nicht ausgehen. Mussolini habe 50000 Mann an die Grenzen geschickt - und heute noch alles bereit. Wenn die wirtschaftliche Lage so weiter sinke ...