Tagebucheintrag vom 15. September 1933Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 92-93

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Freitag, 15. September 8.30 - 10.45 Uhr, Hochamt zum siebenhundert Jahr Jubiläum der Servitinnen in der Herzogspitalkirche. Ein Servite aus Wien predigte seine Exercitieneinleitung. Es geht sehr eng zu. Hoheiten viele dabei. Bruder kommt zu spät.

Natterer – Über unsere Teilnehmer an der Aktion. Für Düsseldorf. Schlögl von Regensburg. Auch über die Aktion in München einige Namen genannt: Demmel.

Dr. Müller von Caritas: Die Ablösung des freiwilligen Arbeitsdienstes ist gut gegangen, konnten freilich alles gut belegen (6 000.). Ein Diözesanrat soll eingesetzt werden, um die Planwirtschaft durchzuführen und die Anstalt, die vor dem Zusammenbruch steht, entweder fallen zu lassen oder aufzurichten. Auch Buchführung sollten die Klöster besser lernen.

Nachmittags 16.00 - 18.00 Uhr weniger zehn Minuten, Dr. Theodor Vogel: Er müsse aus seinen Gewissenskonflikten herauskommen, ob zu seinem Vater oder zu seinem Bischof (Wer Vater oder Mutter mehr liebt..) . Ich kenne wohl die Vorgeschichte nicht: Der Vater wolle ihn nicht Priester werden lassen. Über meinen Brief wild, außer Rand und Band, weil ich den alten Offizier einen Kommunisten genannt habe (Ich habe den Ton gemeint, ich wußte ja gar nicht, ob politisch oder nationalsozialistisch), er wollte aus der Kirche austreten. Böhmer habe den Kardinal einen [ ... ] Kerl genannt. Der Vater weiß so viel rauhe Sprüche – Böglmüller von Tegernsee habe über mich geschimpft. (Seinen Brief von dort erinnere ich noch gut, er enthielt Tatsachen). (Gartmeier kann nicht Stellen „versprechen“, weil er sie nicht versprechen kann.) Für Religionslehrer eine Liste mit Vorgemerkten. Er ist auch mit Katechetenstelle zufrieden. Schwester Willibrord habe geäußert, ich sei in einem Kleiderschrank versteckt gewesen und durch eine Türe – kann nur bei der kommunistischen Rätewirtschaft Ostern 19 gemeint sein. Ich erzähle ihm das. 1923 der Vater glaubt noch – (das ist bewußte Lüge.) Beim Volksgericht klar gestellt. Unsere Regierung hat nichts getan, das aufzuklären. Die Demonstration vor meinem Hause. Die Behinderungen waren roher als bei den Räten. Ich erzähle, wie ich von Toerring zurück kam. Ich habe nie ein Gesuch geschrieben und erzähle ihm Einzelnes. Der Vater überträgt seine beamtenrechtliche Auffassung ohne weiteres auf den Priester – wir sind etwas anderes. Er erzählt, wie sein Bruder in Oberammergau zusammenbrach, als er hörte, er werde abgerufen und die Eltern sahen das. Er werde sich nicht weigern, seinen Gehorsam zu betätigen. Er müsse wenigstens eine moralische Verpflichtung in den Versprechungen erblicken. Hindringer habe ihm darauf gesagt und ihm fest zugesagt. Auch Schwester Willibrord habe erst gekündigt, als er selber von Ordinariat gefragt worden sei, ob ihm gekündigt worden sei. Er habe dort die Kapelle erweitert, weil ich es gesagt habe. Er habe immer viele [ ... ] für seinen Bischof gehabt. Ich erkläre ihm, daß ich nichts verspreche – Halte sehr zurück, „damit er nicht zu [ ... ] käme, ich hätte versprochen“. Mit Drohungen lassen wir uns nicht einschüchtern. Sein Vater sammelt allen Klatsch. Er habe ins Braune Haus geschrieben: Er könne nicht mitarbeiten, wenn nicht sein Bischof damit einverstanden wäre. Er hätte Geld verdienen können. Er sei kein Hitler und sein Vater verlange das auch nicht. (Man kann es jetzt sein ; es sind Erklärungen gegeben worden –) Er meint: Die sind innerlich nicht anders geworden, es ist alles diplomatisch. Ob ihm übel genommen, daß er den Beobachter gelesen habe, von einer Frau geliehen, ein halbes Jahr? Das habe ihn, aber angekohlt. Dunstmair und Hindringer haben tatsächlich mit meinem Namen operiert und ich kann mich nicht erinnern, das – ich sage ihm, ich werde wohl wieder Protest führen, aber ich verspreche nichts.

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Pater Hugo Lang: Boggasch, sehr edler Mensch, gute Rede, wird übertragen. Sich auch ändern. Übergibt sein Buch übers Vatikanische Konzil. Ich spreche von Doeberl, Ried über Ketteler. Er will und soll ein Büchlein schreiben, billig, worin die Protestanten von uns eingeladen werden. Wir dürfen die Stunde nicht verfehlen.