Tagebucheintrag vom 1. Juli 1933Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10015, Seite 69

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Samstag, 1. Juli: Wieder einmal die heilige Messe in der Hauskapelle.

9.00 Uhr, Generalvicar Miltenberger: Dort 38 Geistliche verhaftet, zwei geschlagen. Der Bischof schickt ihn hierher, hat Visitation abgebrochen. In Mainbernheim wird eine Kirche eingeweiht, er erfährt noch hier, daß die Sperrung der Conti wieder aufgehoben.

Abt von Sankt Bonifaz: Genehmigung, daß sie Rothenfels an die Redemptoristen verkaufen – Ja.

Grassl – bleich, weil Conti gesperrt, auch für Finanzkammer und sogar Klöster. Zwei Stunden darauf wieder aufgehoben, weil das Volk die Bank stürmen wird.

Eine Frau Gräfin Rechberg beim Sekretär mit einer anderen Dame: Etwas Roman, die Karten von Türkheim seien bei mir, Pater Casimir sei verhaftet, man wisse aber nicht wo. Ebenso beim Sekretär: Bürgermeister Haas – aus der Haft entlassen, ganz arm – wie er sehr wach erklärt.

Professor Eggersdorfer – Erzählt seine Tragödie. Erst waren Kommissare bei ihm, dann Auflauf, dann der Rat, er solle in der Früh abreisen. Hier bei seinem Freunde. Ob jetzt zurück? Nein, zu unruhig. Ruhig abwarten. Die Nerven behalten. Würde hier in der Heimatdiözese offen aufgenommen. Ich würde sogar das offene Canonicat geben, aber das würde Unruhe machen. Er solle ruhig weiterarbeiten, es wird sich etwas finden.

Professor Martin: Hält seine Vorlesungen in Innsbruck weiter. Bei der Karolingia ein Herr Kohr? Der Vater protestantischer Vertreter der Frankfurter Zeitung, er wolle zu mir kommen. Nego. Es ist die Entwicklung zu sehr im Fluß, um ein Urteil zu geben, ich lehne auch andere Besuche ab, zu dem hat mich die Frankfurter früher sehr gemein behandelt. Ob später – Ich werde auch später nicht können. Ein junger Mann zu unterstützen in seinen Studien? Wir haben sehr viele zu unterstützen.

Gustl, Neffe von Schwester Ottmara – tritt heute in Scheyern ein und will „von hier aus“ ins Kloster gehen. Eine Medaille von Jubiläum.