Tagebucheintrag vom 24. November 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10004, Seite 17

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24. November. Drei Männer von Stefanskirchen, die den Cooperator
Es könnte Johann Nepomuk Kroiß oder Anton Steffl gemeint sein.
als Expositus haben wollen, bereits ein Haus gemietet haben und alles wäre halt so zufrieden. Der Bürgermeister, der Schuhmacher und ein Dritter
Vermutlich gemeint Andreas Schratzenstaller.
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Eugen Münz hat durch einen Württemberger Pfarrer Gauss sein Vermögen von 5000 M verloren. Was soll ich da machen? Wegen Amnestie kann er nicht klagen. Ich gebe 250 M, die er zuerst nicht nehmen will - macht einen sehr guten Eindruck.

Frau Thusnelda Fürer von Haimendorf - ihren Sohn im Feld getroffen - ihre Tochter, damals bei Polizeipräsident Beckh in der Ausstellung, von ihrem ersten Mann getrennt, will einen katholischen Adeligen aus Schlesien heiraten, sogar selber katholisch werden. Unmöglich, weil Ehe unauflöslich. Aber wenn zwei junge Menschen sich lieben, der Papst tut es doch auch sonst - sehr zäh bis man ihr das klar machen kann, ein Heinrich VIII.

Maler Keller, Boosstraße 6, Sozialist, protestantisch, war bei Dekan Lambert, bei Präsident Schmid, Unterleitner. Er will keine Parteien, keine Waffe in die Hand nehmen, der rechte Sozialist ist der rechte Christ, nichts als Wahrheit und Liebe, das Christentum und das lange Morden, er hätte vor seinem Sohn mehr Achtung als vor sich, weil er einige Male seine Überzeugung nicht ausgesprochen hätte. Respondeo: Bebel hat gesagt, Sozialismus und Christentum wie Feuer und Wasser, man könne wieder brechen (auch protestantisch), es gibt überall Gescheite und innerlich gut meinende Menschen, gerade unter den Arbeitern, aber nicht Ideale auf dem Boden der Wirklichkeit. Familie und Schule also Religion nicht aus der Schule, Kirche nicht vom Staat getrennt. Notstandsarbeit in den Wohnungen, um die Erwerbslosen zu beschäftigen. Kriegsanleihe in eine Arbeitsanleihe.

15.30 Uhr Marianische Kongregation sacerdotes im Gesellenhaus. Prälat Hartl
Es handelt sich entweder um Alois oder Martin Hartl.
, zu spät kommend, spricht über die Tonsur als Zeichen der Dornenkrone: Johannes vom Kreuz, Laurentius von Brindisi, der einige Jahre hier in München weilte im Kapuzinerkloster beim Wittelsbacherbrunnen (also unsere Straßen und Kirchen halte), Gemma Galgani. Danach Referat von Pater Fröhlich über Männerapostolat und Congregation.

Abends kommt Nichte Berta von Augsburg.

Generalsuperior Pankratius der Salvatorianer gibt Karte ab.