Tagebucheintrag vom 10. Oktober 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10004, Seite 6

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10. Oktober. 6.45 - 8.00 Uhr Feier der Vereinigung der Diakoninnen in meiner Hauskapelle. Fünf werden aufgenommen (Ammann, Spreti, Miehling, Fitz, Hopmann), zwei als Novizinnen (Fick und Schumacher)
Es bestehen bemerkenswerte Abweichungen zu einer später abgefassten Chronik der Vereinigung der Diakoninnen. Statt der beiden Novizinnen werden dort Ada von Gebsattel und Rosa Lingg genannt. Außerdem ist von einer Schwester Veronika die Rede. Obwohl Agnes Miehling später den Ordensnamen Seraphika trägt, dürfte es sich wohl um sie handeln. Vgl. VD-Chronik bis 19.8.21, in: Archiv der Erzdiözese München und Freising, Nachlass Ellen Ammann Ordner 15/2; dort nur mit dem Ordensnamen genannt. Zur Entschlüsselung der Ordensnamen s. Namensliste der Vereinigung der Diakonninen [ca. 1940], in: Erzbischöfliches Archiv München, Nachlass Faulhaber, 6690.
. Also Siebenzahl, Ansprache über Jesaja 6, Weiheformel mit der Kerze in der Hand.

14.30 Uhr Professor Hoffmann. Brief von Albani, der die Sache bei seinen Leuten für aussichtslos hält. Ersucht für Burger aufs Gottesackerbeneficium.

Ich besuche in der medizinischen Klinik Gräfin Treuberg (liegt im Sterben, Mutter und Tochter dort), Baronin Besserer, die kein Wort sprechen kann und recht elend ist, und auf Bitte von Schwester Elvira auch eine Dame, die geduldig leidet, aber sich verbrennen lassen will, weil ihrem Mann versprochen und deshalb die heiligen Sakramente nicht empfangen kann. Bete mit ihr die Reue.

Schlössersche Klinik: Schwester Potamiena und die anderen 16 Schwestern, in der Kapelle das Sanctissimum.

Gräfin Seinsheim bringt einen Brief von Wildenwart.

Herr und Frau Steinmetz, deren Tochter Marie bei den Servitinnen ist: Für mich eine reine Gewissensfrage und zwar muß ich für die Gewissensfreiheit sein. So gut ihre Tochter hätte heiraten können und dürfen, ebenso gut kann sie diesen Beruf wählen. Von Suggestion ist nichts bewiesen, das Ministerium erklärt auch, sie ist volljährig. Die Eltern müssen Opfer bringen, wer Vater oder Mutter mehr liebt... Das Urteil eines abgefallenen Priesters ist hier nicht maßgebend. Der erste Brief mußte den Eindruck erwecken, als ob es das einzige Kind sei. Wir fürchten die öffentliche Besprechung nicht. Der Mann ist sehr ruhig, die Mutter aber weint und beteuert immer das gleiche: Die Oberin muß sie wieder wegschicken, ich soll ihnen helfen, warum die Katholiken nicht zusammenhelfen.

Maria Fitz bringt Blumen für die Feier heute Morgen und erhält Psalmenbüchlein.

20.00 Uhr im Asamsaal Vortrag von Gräfin Spreti über Jugendnot und wie zu helfen. Ihr Mann dabei, Paz, Gräfin Tattenbach
Vermutlich ist Gräfin Elisabeth von Tattenbach gemeint. Es kommt allerdings auch Marie von Tattenbach in Frage.
, Lehrer Neuhäusler.