Tagebucheintrag vom 2. Oktober 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 116-117

2. Oktober. Stadtpfarrer Ströbl, Sankt Wolfgang, Nachfolger von Pater Remigius für die Fortbildungsschule. Statistische Aufnahme, wieviele Stunden die geistlichen Herren geben. Von fünf bis sieben sollen 50 Stunden gegeben werden. - Der Stadtrat kein Freund von hauptamtlichen Katecheten.

Professor Eggersdorfer: Natürlich der § 33 über Schulpflege: Hoffmann habe erklärt, die Geistlichen dürfen wohl in die Stunde gehen, aber wenn er etwas auszusetzen habe, dann nicht direkt an den Lehrern! In Passau haben die nichtkatholischen Lehrer den Unterricht behalten, dagegen die auf dem Land geben ihn mehr ab, wahrscheinlich weil dort die Differenzen mit dem Geistlichen größer. Wo sie ihn behalten, lehnen sie ab, visitiert zu werden, der Geistliche könne dann selber erklären. In der Verordnung über die Schulpflege Manco, daß der Geistliche zur Schulleitung gar nicht beigezogen wurde, also ihm die unmöglichsten Stunden angesetzt werden können, ebenso daß die Fürsorge in die Schulpflege einbezogen wurde. „Ich schwöre“: Das Recht erlaubt, alle religiösen Zusätze wegzulassen. Walterbach: Ihr solltet gescheiter sein, als die Reichstheologen , - so geht es, wenn Weiber in die Politik kommen. Vertraulich gebe ich ihm das Pastorale an den Klerus.

Sekretär Neuhäusler: Mit dem Katholikentag einen Missionsabend verbinden und dazu den Erzbischof von Bamberg einladen? Ist Diözesantag, müsste in der öffentlichen Versammlung sprechen. Eine Sitzung vom Zentralrat.

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Direktor Eid - den Franzosen entkommen, sieht traurig in die Zukunft, wenn die Lehrer ans deutsche Gymnasium kommen.

16.00 - 17.00 Uhr bei strömendem Regen Besuche mit dem Auto gefahren. Franz kann nicht Gänge einschalten; nicht Kurven nehmen, fährt fast in die Tram hinein, auf einen Weg hinauf, aufs Trottoir hinauf, bleibt bei der Einfahrt am Tore hängen. Wäre nicht Schutzengelfest heute gewesen, wir hätten wohl alle Rippen gebrochen und ein paar totgefahren. Karten abgegeben bei General Müller, Präsident Zahn, Ingenieur Graf.