Tagebucheintrag vom 19. September 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 110

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19. September. Im südlichen Friedhof erzählt mir eine arme Frau, sie habe auch ein Grab zu gießen und dafür bekomme sie von einer Familie in Starnberg auf Allerheiligen 3 M und freue sich schon darauf.

16.00 Uhr werden sechs Geiselmörder
Es handelt sich um: Fritz Seidel, Johannes Schickelhofer, Josef Seidl, Johann Fehmer, Georg Pürzer und Johann Ridl.
in Stadelheim hingerichtet, nachdem vormittags von 8.00 - 12.00 Uhr die Minister beraten hatten. Man glaubte, sie würden nur den Seidel und Schickelhofer zum Tode bestätigen. Aber ein Artikel in der Abendzeitung von gestern wirft der Regierung elende Schwäche gegenüber den Gefangenen vor. Daß die Spartakisten gar keinen Versuch machten, in diesen Tagen ihre Führer zu befreien, sagt aus, daß in der nächsten Zeit nichts zu erwarten ist. Die Verurteilten waren seelisch gebrochen und verlangten geistlichen Beistand. Seidel rief zur Dekoration: hoch die Räterepublik.

Franz Roth von Ottobeuren 20 Jahre alt, stellt sich vor als Diener.