Tagebucheintrag vom 22. Juni 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 97

Text+KommentierungNur Text
22. Juni, 7.00 Uhr im Dom am Bennoaltar zelebriert; 6.15 Uhr telefoniert Schwester Willibrord schnell, es hat schon Viertel geschlagen - dann aber erschrickt sie über die Verwechselung mit Sekretär.

Niederbronner Generalassistentin und hiesige Oberin - ob hier Mutterhaus und Noviziat? Nein, ist ausgeschlossen, weil keine finanzielle und keinerlei Verbindung mit Frankreich möglich. Wir sind froh, wenn wir die Orden halten können, die wir haben, und können keine neu aufnehmen, trotz vieler Angebote. Es bleibt nur übrig: Entweder anderswo, vielleicht Baden (dort 64 Häuser) ein Mutterhaus errichten, oder sich mit den Würzburgern vereinigen. Das habe ich Doktor Hock angedeutet. Liegt im Sinne der Kirche, weil sie ganz gleich sind in Kleidung und Zweck. Ob Postulat? Das ist eine Sammelstelle und dagegen habe ich nichts. Aber kein Noviziat.

Gräfin Seinsheim. Kurze Nachricht, daß mit Hildis und Liechtenstein nichts geworden, Näheres fehlt.

Oberpostdirektor Stingl, ein prächtiger Mann. Bahnhofplatz 6, Eingang Luisenstraße. Hat die Frau Frauendorfer und Sohn durch den unterirdischen Gang mit dem letzten Zug weggebracht, den - wir sprechen über Frauendorfer, der kein Sozialdemokrat ist. Er erbietet sich für den Fall der Not, mir behilflich zu sein für Ausweis oder Wegfahrt. Die Abschaffung der Betriebsräte.

Graf Richard Preysing: Ob ins Komitee der Katholikenversammlungen Deutschlands für die Diözese? Ja. Mein Guthaben von Berchem abheben und bei sich verwahren. Hat erreicht, nicht Beirat des Fürsorgevereins zu sein.

Helene Huber: Erhält Rosenkranz und Lichtbild und 100 M, weil sehr schwierige Verhältnisse. Muß ihre Schwester unterhalten, die nur Vorwürfe macht und im Kopf nicht richtig ist und ein uneheliches Kind heimbrachte. Sie meine manchmal selber, neben hinaus zu kommen - Will acht Tage nach Altötting.

17.45 Uhr, nach großem Packen ab zur Firmung, Feldkirchen, Aibling… Eine herrliche Abendfahrt durch den Forst, erste Fernfahrt mit dem Auto.