Tagebucheintrag vom 26. März 1919Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 67,68

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26. März, Maria La Rosée mit Max Emanuel zu dessen Geburtstag der beste Hase im Ofen drin. Er hat Sporen und eine Lanze bekommen, mit den Sporen darf man sich aber nicht ins Bett legen. Er will die Kapelle sehen.

13.00 Uhr zum Frühstück bei Velics, Exzellenz, Königinstraße 5, mit Herzogin Margarete von Sachsen, ihren Onkel Max, der neugriechisch spricht und an mehreren Büchern schon lange druckt, Baronin, die beiden Töchter des Hauses.
Marie und Elisabeth von Velics Lászlófalva


16.00 Uhr im Postulat Blumenstraße 44, wo 28 Kandidatinnen, die vorgestern das blaue Kleid erhielten, begrüßt wurden. Es ist ein schönes Kloster. Sie singen natürlich ein Lied, bekommen Bilder und Segen und sollen heimschreiben.

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Bischof Graf Mailath in Siebenbürgen ist in seinem Residenzort interniert und unter polizeiliche Bewachung gestellt worden. Als der Bischof sich um die Gründe erkundigte, warum die rumänische Besatzungsbehörde gegen ihn so mißtrauisch sei, lautete der Bescheid: „dringender Verdacht des Bolschewismus.“ Begründet wurde dieser Verdacht damit: der Bischof gehe ohne Insignien und ohne violettes Kollar spazieren, rede jeden, besonders Studenten mit „mein lieber Sohn“ an, gebrauchte seinen Grafentitel nicht, höre persönliche Beichte usw.
Bayerisches Vaterland, 26.3.19.

In Ungarn ist die Räterepublik ausgerufen worden, - die Nachrichten sind aber offenbar zugeschnitten. Früher glaubte ich, vor der Hochzeit wird am meisten gelogen. Während des Krieges glaubte ich, während des Krieges wird am meisten gelogen, aber jetzt sehe ich, daß während einer Revolution noch viel mehr gelogen wird.

Als Prinzeß Hildegard flüchtete und in vierter Klasse fuhr, unterhielten sich drei Frauen: Die eine wollte die anderen immer gegen die Großkopfigen aufstacheln, die andere aber sprach: Der König hat auch seine Verdienste und es werden noch viele spüren, was er war, nur zu viele Kartoffeln hat er bekommen. Dann sagte sie vom Erzbischof: „Der soll den Mörder von Eisner providiert haben, aber das glaub' ich doch nicht, selbst wenns ein Witz gewesen wäre, da hätt' er doch z'erst seinen Vatikan geschickt“.