Tagebucheintrag vom 5. Dezember 1918Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10003, Seite 24

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5. Dezember, Frau Oberarzt Dr. Krapf von Haar bei Eglfing: Einen sehr reichen, früh geschiedenen Vater in Paris oder Amerika, von dem ihr Mann noch Vermögen erwartet; Mutter früh gestorben; religiös in Brüssel erzogen, vom Mann schrecklich mit der Reitpeitsche behandelt, hat ihren Schmuck versetzt, um zu helfen, Bruder in der Gefangenschaft. Muß entweder auf Erpressung klagen oder mit dem Mann reden, für sie gehe es nicht weiter; oder den Vater in der Schweiz zu treffen suchen; dann Absolution, wenn nicht mehr das Leben nehmen will, wegen des siebenjährigen Knaben. Dann Brief, ich soll bei Baron Büsing
Vermutlich ist Freiherr Adolf von Büsing-Orville gemeint.
schriftlich gut sprechen, um die 11 000 M. zur Auslösung ihres Schmuckes zu bekommen - Nego.

Rechtsanwalt Dr. Panzer 1) ob nicht ans Oberkonsistorium, daß auch die protestantischen Pfarrer der Volkspartei beitreten? Zum dritten Mal gefragt. Antwort siehe bei Rumpf. 2) Der Vortrag des Missionsdirektors Schubert über Adventisten und Apokalypse fand außerordentlichen Beifall, etwas dagegen tun.

Frau von Neuffer: Daß mein Brief beim Todesfall ausgeblieben, damit kein Trost; zur Beichte Pater Rupert traurig, daß von Karlsruhe abgeschnitten und in die Pfalz;

In der Stadt ist das Gerücht verbreitet, ich sei ganz gebrochen, hätte auf der Sitzung geweint, sei nach Freising geflüchtet. Die weißblauen Fahnen im Dom zur Sühne für die Roten.