Tagebucheintrag vom 25. April 1918Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 10002, Seite 5-6

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25. April. 8.00 - 10.45 Uhr Firmung II Haidhausen mit furchtbarem e Schnupfen, daß mir fortwährend die Augen übergehen.

Professor Eichmann, von Wien hierher gekommen. Ob er die Missio canonica schriftlich erholen
Von Erzbischof Faulhaber hier im Sinne von „einholen“ verwendet.
soll? Nein, hiermit ihm gegeben. Er gedenke, vier Semester statt zwei Semester zu lesen, was ich dazu meine? Studienpläne überlasse ich in erster Linie der Fakultät.

Erzbischof Graf Szeptycki von Lemberg, drei Jahre in russischer Gefangenschaft, die Polen wollen nicht die „Union“, das heißt den Gebrauch der Volkssprache, sondern die Latinisierung, weil sie sich dann leichter polonisieren lassen. War beim Nuntius, will die Bischöfe aufklären. Ich schicke ihn zu den „Stimmen der Zeit“.

Bischof Hennemann, Apostolischer Vikar von Kamerun, mit Pater Hecht von hier, - wegen der Niederlassung in Freising. Ich kann den einzelnen Fall einer Niederlassung nur mit den anderen zusammen und auch nicht mehr allein ohne den Episkopat behandeln.

Generaloberin von Nymphenburg mit der Hausoberin 1) Sie hätten für Kriegsanleihen 500000 Hypothek gemacht, Rom habe die Genehmigung mir übergeben, die ich hiermit erteilte. 2) Ein Fräulein in Bukarest mit einem Künstler bekannt geworden, orthodox, hat jetzt Dispens von zwei „Gelübden“ - muß nicht Gebrauch machen, muß sich aber entscheiden.

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Pater Pankratius Rathscheck, Interniertenseelsorger der Schweiz, klagt, er will schriftliche Eingabe.

Stadtpfarrer Jochum, Neu Ulm: Die Eingabe um Zuschuß zu befürworten, bin ich nicht zuständig, sondern das Ordinariat Augsburg; nach Neu Ulm möge kein eigener Militärseelsorger kommen, Kardinal Bettinger habe das vertreten wollen - unmöglich, weil wir über 2000 Mann grundsätzlich versorgen wollen, sonst gibt es überall Lücken.

14.30 - 15.45 Uhr beim Zahnarzt, die linke obere Brücke probiert.

16.00 - 17.00 Uhr Karoline Swoboda aus Wien: Wie sie überfallen und ausgeraubt werden sollten.

Ludwig von Burzynsky, spricht französisch, lang und breit, sie brauchen für Letten bis Odessa katholische Priester und Ordenspersonen. Alles warte darauf. Ob ich nicht kommen und selber sehen will. Erst ohne Material, aber später erhielten sie, denn die Bauern seien reich. Zuletzt will er meine Fotographie, ich gebe ihm eine Postkarte. Klagt, daß die Beschaffung der Reisescheine so schwer.

Maria Liebel.