Tagebucheintrag vom 12. August 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 123,124

Text+KommentierungNur Text
Sonntag, 12.8.45. 7.00 Uhr im Zimmer celebriert. Asthma läßt nach zehn Tagen nach.

Graf Uexküll, von Freiburg empfohlen, Convertit, will zum Caritas Freiburg - spricht viele Sprachen, „habe in aller Welt mit dem und dem gesprochen“, - fragt ziemlich viel aus. Ich schweige zuletzt, bis er Schluß macht und im Weggehen um den Segen stehend bittet und vom Wiedersehen spricht.

Hilde Gilardone mußte warten, bringt wieder Blumen und Kaffee. Sollte einmal mit nach Traunstein fahren, wo die Mutter ist und ein Teil ihrer Instrumente. Wollte wahrscheinlich für die Schwester bei Dr. Breidenbach bitten, was wir bereits abgelehnt haben.

Vier Niederländer der Vaticanischen Mission (CIAC), Major Kaplan Schellekens, der das Wort führt, Dr. Leeuw, Dr. van der Velden, Frau Nordbec - fragen, ob nichts mitzunehmen nach Rom. In Holland etwa 250 000 Tote durch die Deutschen.

Pfälzer Bank, mein Nachbar, wurde zur Rede gestellt, weil Marienbild an der Straßenseite der Bank. Am meisten fällt auf und reizt, die Deutschen zu verachten, weil keiner Nationalsozialist gewesen sein will, auch Göring nicht. Es hat keinen Zweck lange Denkschriften zu schreiben, zu den 99 Denkschriften, die vorliegen, noch 100. Die Amerikaner lesen es nicht. Eine Strafe setzt voraus, daß eine Schuld, eine bewußte Schuld vorausgeht. Die haben beim Eintritt es gut gemeint, sie glauben, ihr Vaterland vor Bolschewismus zu retten. Viele sind in den Stahlhelm eingetreten, um der Partei auszuweichen, dann aber wurde der Stahlhelm en bloc in die SA und von dort in die Partei überführt. Man sagte den Studenten: Wenn nicht zur Partei, könnten sie später nicht in eine Staatsstellung kommen. Die entlassenen Parteigenossen sollen sofort ins Bergwerk nach Penzberg überführt werden. Ich höre von mehreren Seiten, daß Entlassene doch wieder eingestellt werden.

➥ Seite 124

Staatsminister Hipp mit Dr. Fingerle: Wegen entlassener Professoren Universität Würzburg erklärt D'Arms, mit Hipp könne er nicht zusammenarbeiten. Ob ich diese Kabinettskrise dem Landeen vortragen will - Ja, er kommt heute Mittag. Er kam 16.00 Uhr und hörte mich an: Jetzt keine Unruhe, am besten örtlich zu bereinigen, andernfalls wird er in Frankfurt es zur Sprache bringen. Darnach Schreiben, Hipp und er dankt dafür.

Domuslohner reist bald nach Amerika. Bringt Aprikosen mit, ebenso Schokolade, Seife. Erhält Schott Sonntagsbuch mit Widmung. - Ein Lichtbild, Briefpapier, Kölnisch Wasser. Fast reut der Entschluß wieder.