Tagebucheintrag vom 27. Juli 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 113

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Freitag, 27.7.45. Präsident Prugger, Reichsrichter am Reichsfinanzhof - klagt, daß mit dem vielen Entlassen der Beamten alles verloren sei. Jetzt sei festgesetzt: Wer vor dem 1. Januar 36 bei der Partei war... Glaubt nicht, daß es lange so weiter gehe.

Dr. Hermann-Josef Nachtwey. Kommt aus der Gefangenschaft, hat mir eine Litanei gewidmet, mit einem anderen zusammen in der Gefangenschaft Artikel geschrieben für die Neue Jugend. Wurde verfolgt, weil nicht bei der Partei, aber auch in Griechenland. Ich behalte die Litanei zurück (zum Vorbeten technisch noch zu ändern), für die Manuskripte keine Zeit. 400. Er will sich nach Regensburg wenden, einen Kreis sammeln.

Wehrmachtsdekan Lang - kommt aus der Gefangenschaft. Jetzt mit dem Rad von Bamberg gekommen. Mußte zwei Mal abbrechen. Ich gebe ihm ein Lichtbild mit Widmung, er will eine Pfarrei annehmen.

Major Cavanagh, Neffe von Duchess Brady - war die Mutter jetzt gestorben. War einmal zu Tisch bei Pacelli, sein Bruder hat Pacelli bei der Luftfahrt durch Amerika begleitet. Etwas schüchtern und verlegen, dann in der Pforte, als sein Wagen nicht da, sofort an seine Mutter geschrieben.

Monsignore Carroll - bringt Telegramm: Der Heilige Vater immer bereit mich zu empfangen, will aber meine Gesundheit nicht belasten. Also Entscheidung: „Ich kann den Herren nicht ein zweites Mal die Letter Order zurückschicken, was würden die denken.“ Wenn auf die Eingabe von Carroll noch nichts unterwegs ist, dann die Eingabe zurückziehen, andernfalls nicht. Vom Besuch des Bischof Galen sei nichts bekannt.

Generalvicar. Ich hatte gebeten.

Dr. Hartmann, Bergersee bei Wasserburg - im Namen der Bauern: Die Polen dort plündern jede Nacht ein paar Bauernhöfe aus - eine Gruppe zu vierzig und eine zu zwanzig Mann. Die Leute sind in Verzweiflung. Ich soll vorstellig werden bei der Militärregierung.

Grassl: Ein Früherer von Andreas-Colleg war hier dort und verlangt Unterkunft, er sei Kanzler der griechischen Kirche in München. Aber deshalb hat er nicht ein Recht zu beschlagnahmen.

15.30 Uhr Pater Vicar. 14.50 Uhr mit Friedbald nach Solln, bei den Schwestern meine Depotsachen holen.

Abends Rosenkranz im Dachgarten, dann wegen Gewitter ins Empfangszimmer...