Tagebucheintrag vom 26. Mai 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 71-72

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Samstag, 26.5.45: Regen läßt nach, aber immer noch kalt, wir denken an unsere Gefangenen in den Lagern.

Pater Hugo Lang: War lange nicht hier, weil über ein Jahr ein Schauprozeß gegen ihn aufgezogen werden sollte, es wurde aber alles abgeblasen. Er will für Erstsemester Theologische Kurse im Kloster einrichten.

Oberin von der Augenklinik mit Schwester und Herrn Döll: Bringt einen Brief von den Schwestern in Heidenfeld, den eine Frau mit Rad hierher gebracht hatte. Darin: In Heidenfeld war man sieben Tage und sieben Nächte im Schutzkeller, überschossen von Theilheim nach Röthlein und Schwebheim.

Dreimärkl ohne Spritze.

Baron Redwitz, Kabinettschef von Kronprinz Rupprecht: Sehr lange, läßt sich erst erzählen, dann über unsere Verhandlungen. Zweimal dazwischen, das einzige richtige wäre Υωνας - ich gebe keine Antwort darauf. Von Kronprinzessin weiß man nichts. Ob ich abends erfragen könnte, - ebenso Kronprinz verschollen, die Kinder getrennt.

Von Kienitz: Mehrere Dinge, auch Gesuche zu unterschreiben. Union Hotel komme nicht in Frage. Aber [ ... ] dort Außenministerium. [      ] Zinkl: Er legt sein Schulprogramm vor.

Dr. Anton Kandetzki: Freund von Pater Lippert. Bringt einen Brief von Kreitmaier im Allgäu. Er will Veterinärstraße 9 zurückfordern. Sei mit Dr. ἳππ. befreundet, darum keine Empfehlung angeboten.

16.00 Uhr für eineinhalb Stunden Monsignore Carroll aus dem Staatssekretariat Vatikan. In einem [ ... ] Auto. Hat unterwegs die Bischöfe von Genua, Milano, Venezia besucht, zuletzt auch Dachau. Schreibt viel auf: Fronleichnamsprozession - ist recht. Unsere Beziehungen zur Militärregierung. Wir werden unsere wenigen NS-Geistlichen nicht anzeigen. Wie viel von München verwüstet? 50 %? Mehr. Meine Seminarien - zwei in Freising, eins in Traunstein - darüber notiert er viel, will offenbar Freigabemarke. Ob Murphy bei mir? Wann? Das sei sein Freund. Auch General Frederick. Mit anderen Bischöfen keine Verbindung. Ich sage ihm, daß sich Partisanen gegen Kufstein herumtreiben. - Fliegt nach Rom und kommt zurück. Über Dachau Professor Chiurco eigens.

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Nicht vorgelassen: Oberinspektor Basalyk, Gräfelfing - hatte geschrieben, ich soll ihm eine Wohnung in München verschaffen.

Anton Sipl, der auch früher viel schrieb - Autowallfahrt nach Sankt Wolfgang.

19.00 Uhr: Drei Franzosen (Hauptmann, zwei Leutnants), bringen Brief von Gräfin Stauffenberg - ich möge durch Militärbehörde ausfindig machen, wie die Kinder
Vermutlich sind die vier älteren Kinder von Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg gemeint, die nach der Hinrichtung ihres Vaters verschleppt worden waren. Dabei handelte es sich um Berthold, Heimeran, Franz und Valerie Schenk Gräfin von Stauffenberg.
zu finden - ich werde zusammen mit der Kronprinzessin.