Tagebucheintrag vom 25. Mai 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 70-71

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Freitag, 25.5.45. 9.00 Uhr Berlinger senior und iunior; will nächste Woche die Hauskapelle beginnen. Ich werde Eingabe um Fahrterlaubnis für ihren Lastwagen. Und den persönlichen Ausweis für jeden.

Oberst Priller, Eichenlaubträger von der Flugwaffe, hat sich selbst aufgelöst, von Heldmann, Münsing, empfohlen. Ein ruhiger, patenter Mann. Ich schreibe persönlich Empfehlung für Polizei oder Flugwesen. Bittet um den Segen. War bei der Partei.

Ein Herr vom Landesamt Denkmalpflege zusammen mit Pfarrvikar Miller von Heilig-Geist-Kirche. Er habe den Auftrag, die beschädigten Kirchen zusammenzustellen. Respondeo: Wir sind schon über der Arbeit. Drei Klassen: Solche, die nur geflickt werden müssen, damit wird gleich begonnen, solche, die ganz zerstört und erst nach Jahren in Angriff genommen werden können (für diese womöglich Hallen), und solche, für die ein Plan gemacht werden muß. Wir haben schon Hallen zugesagt erhalten. Heilig Geist dagegen gleich ein Dach machen, keine Halle, solange im Turnsaal bleiben.

Dr. Michl redet lange über Sankt Cajetan - soll zum Landesbauamt gehen.

Dr. Penzel - er hätte im Auftrag von Eisenhower einige Fragen: Es soll bayerisch werden. Wie gedacht? Hat gleich Bleistift in der Hand. Energisch abgewunken. Keine Antwort, [ ... ] Sie nicht, in welche Gefahr Sie mich bringen. Kommen Sie mir nicht mit solchen Fragen. Auch mein Schweigen würde als Hochverrat gelten. Nennt drei Geistliche. Und so redet er immer fort. Beim Weggehen er: Wenn ich etwas habe, wieder kommen! Ich sage Thalhamer: Nicht mehr vorlassen. Jetzt Bürgermeister Gauting, war bei Eisenhower.

16.00 Uhr Geheimrat Schindler mit Pater Präses: Die Militärregierung und Scharnagl haben bestimmt, alle Kriegsbeutehäuser werden unter die Drei (Caritas, Innere Mission, Rotes Kreuz) verteilt. Respondeo: Das wird außerordentlich schwer sein. Schon für die Beständeaufnahme eine Kommission, darunter ein Arzt, den er vorschlagen wird (dabei läuft bereits Gauting. Ich spreche nicht davon).

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Fräulein Dr. Martin aus Fulda, früher hier - im Auto gekommen! Bringt vom Bischof dort einige Denkschriften ohne Begleitschreiben. (Ich schicke zurück „Verhandlungspunkt“ und letzte Chronik). Keine Zeit zur Antwort ....

Walterspiel
Das Münchner Hotel Vier Jahreszeiten war zu dieser Zeit im Besitz von Alfred Walterspiel und dessen Bruder Otto.
, Besitzer von Vier Jahreszeiten. Darf nicht mehr in sein Haus. Hitler war vier Wochen dort, später nicht mehr. Wollte, daß er in Berlin ein Hotel mit 100 Millionen Mark baue. Er lehnte ab. Niemals bei der Partei, auch sein Bruder
Das Münchner Hotel Vier Jahreszeiten war zu dieser Zeit im Besitz von Alfred Walterspiel und dessen Bruder Otto.
nicht. Jetzt darf er nicht mehr in sein Haus. Dort wird alles zerschlagen, alles Papier verbrannt. Er verlangt nicht eine besondere Eingabe, aber bei Gelegenheit.

Früh Dr. Josef Noll, früherer Bürgermeister in Bad Aibling, die letzten Jahre in Scheyern. Spricht sehr viel, sei bei mir gewesen für Ottonia, da und dort, ich schreibe Empfehlung und der Abt soll auch.

Dachauer Sträflinge wollten dort in der Pfarrkirche von mir Pontifikalgottesdienst - ich lehne ab. Der Pfarrer dankt dafür.