Tagebucheintrag vom 16. Mai 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 62-63

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Mittwoch, 16.5.45. 9.30 Uhr Dr. Cramer: In dem großen Lazarett der Luftwaffe, bei der er Arzt war, sind zur Zeit achtundsiebzig Franziskaner vom Rhein. Es sind Kräfte am Werk, das Haus zu erwerben - ob die Franziskaner es erwerben könnten? Nein, zuerst Orden in der Diözese. Soll zur Würdigen Mutter gehen - die nachmittags kam. Sie sind bereit, es zu übernehmen. Planegg dann ganz fürs Mutterhaus zu nehmen und dieses Haus mit achthundert Betten für Lungenkranke. Es bald anschauen. Persönlich: Er möchte alle Kranken von Dachau auf Lunge untersuchen. Ich soll amtlich einen Schutz für Planegg gegen das Plündern von Neuaubing, wenigstens durch Anschlag. Eingabe gemacht. Adresse Chefarzt Dr. Bernhard Cramer, Waldsanatorium bei Planegg in Krailling.

Was alles an mich herkommt: Die Stiftung für Gehirnverletzte, Fortbestand der Wetterwarte. Bestandsaufnahme von Brotgetreide - Denkschrift mit zwanzig Seiten, über Bankwesen bloß vier Seiten, mit schwer leserlichen Zügen und in gotischer Schrift für die Amerikaner. Bürgermeister und Getreidewirtschaftsverband München, Schoch verhaftet Köglmaier
Vermutlich ist Max Köglmaier gemeint.
, alle möglichen SS, die „innerlich dagegen waren“. Pater Will.
Es ist möglicherweise Pater Willibrord Braunmiller gemeint.
ein Gutachten über Epp mit sechzehn Seiten.

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Fortsetzung 16.5.45

Medizinalrat Braunmühl, Facharzt für Psychiatrie und Nervenerkrankungen Eglfing-Haar. Neuer Direktor. Er habe große Schwierigkeiten gehabt bis die anderen weg waren, sie wollten verteidigen. Ob die 450 Kinder, die er sterben lassen sollte, wieder nach Ursberg zurück? Ja. Er hat die Akten vor dem Verbranntwerden gerettet. Ob Priester werden? Negative, confer Fall Scheller. Er hat seine besondere Sendung. Aber Mitarbeiter suchen. Er wolle auch Privatpraxis. Gegen Radecker Klage, der gesagt habe: Ich sehe den Leuten bei der Beerdigung an, daß sie froh sind, wenn das Kind gestorben, aber das gilt doch nicht gegen die Moral. Einige Wärterinnen haben Euthanasie mitgemacht. Mein Angebot: Ich werde meine Eingabe über ihn machen.

Professor Georgii - ein langsamer Besuch, der meint, ich wäre für ihn allein auf der Erde. Sein Sohn
Die beiden Söhne von Theodor Georgii waren Georg und Benedikt Georgii.
und Schwiegersohn, Wetzel, unter den 70 000 im Lager von Aibling, ich soll sie herausholen! Um ihn loszubekommen, gebe ich ihm schriftlich eine Bitte von mir mit.

Chordirektor Scheid: Für Gottesdienst im Lager der 70 000, verlangen nach Gottesdienst. Ich mache eine Eingabe an Lagerkommando, dann auch die fünf dort gefangenen Geistlichen beiziehen. Beim Weggehen schiebt er mir einen jungen Mann ins Sprechzimmer, Johannes, bewies klaren Kopf und charaktervoll. Eine Art Freiheitsaktion Bayern, aber hat mit der hiesigen nichts zu tun. Sie wollen bayrisch aufziehen. Um Gottes Willen, kann ich ihm nur stehend sagen, lassen Sie alles, was nach Separatismus riecht, lassen Sie mich aus dem Spiel - kurz abgefertigt.

Oberbaurat Gruber und Oberbauinspektor Grainer - wollen das Haus anschauen, wie viel Holz wir von Ettal brauchen. Ihnen für selber Erlaubnis erwirken, von Fürstenfeldbruck mit seinem Motorrad hereinzufahren. - Ja. Dauererlaubnis. Er will Bischofshof wieder instand setzen und Sankt Cajetan. Grainer bleibt nachher noch lange da.

Direktor Schöpf - es sei großes Durcheinander. Meint auch, er sei allein.

Geheimrat Bumke und Oberstabsarzt Fischer
Möglicherweise ist Hermann Fischer gemeint.
. Seine Verdienste - ich danke ihm für die Wendung ins Metaphysische. Er hat die Schwester
Es dürfte Katharina Faulhaber gemeint sein, die im April und Mai 1935 erkrankt war.
gerettet 1935. Allerdings für SS Jahresbetrag, weil Glaube, eine gute Polizei muß sein. Lobt die Generaloberin über alles. Das Gerücht, er sei Leibarzt, unwahr. Die amerikanischen Schüler.

Nachmittag Würdige Mutter: wegen Gauting Lungensanatorium? Ja. Ich schreibe an ἳππ.

Dompfarrer: für Caritas zwei Autos - daß nur die Geistlichen nicht zu viele Autos verlangen.

Monsignore Wolker entwickelt sein Programm für Jugenderziehung. Ich sage ihm: Es fehlt: Wie stellen sich die Amerikaner zu dieser Frage. Sozialdemokratisch nicht auszuschließen. Freiheitsaktion Bayern ins Politische, aber starke Jugend. Eine Empfehlung für Reisen nach Mainz und Köln kann ich nicht ausstellen.

Pohl von Frau Stein empfohlen. Wir können nichts machen. Wann kommt eine Kommission, im Rathaus ein Office?

Ukrainer will zu mir kommen. Negative. Abends todmüde.