Tagebucheintrag vom 7. Mai 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 57

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Montag, 7.5.45. Der blaue Himmel über der Stadt, dazu die Flieger, entweder Polizeiflieger oder solche, die Verpflegung bringen. Der deutsche Wehrmachtbericht, nur noch über Graz, sprach noch 1., 2., 3. Mai „von anhaltenden Straßenkämpfen im Stadtkern von München". Die Übergabe wurde nicht gemeldet. Amerikanischer Offizier sprach am Königsplatz, als sie hörten, ich sei in München, das sei schön und mutvoll.

Das Verhalten von manchen Frauen und Mädchen ist schandvoll. Lassen sich Chokolade schenken.

In der Frauenklinik wollten SS sich umkleiden und versteckt halten, Eymer aber lehnt es ab.

Der Sender: Bis wann die Deutschen wieder als vertragsfähig und politisch mündig in die Völkerfamilie wiederaufgenommen werden, hängt davon ab, wie sie sich zeigen.

Oberpfarrer Müller, von Feldbischof pensioniert, 1.5. abgeschnitten. Von Generalvikar in Weimar nichts mehr gehört. Seine Vollmacht? Im Sinne römischer Vollmacht noch nicht Krieg zu Ende. Sankt Joseph als Notkirche? Daran haben wir genug, lieber die Kinder wieder aufnehmen.

Pater Pies: Der Todeszug der Fünftausend hat sich in Gauting aufgelöst, er gibt Liste der Geistlichen von Dachau. Zuerst Hunger, ist aber jetzt besser. Kleider wurden geschaffen für Männer aus Parteibeständen, dagegen für die Frauen in Tutzing unmöglich.

Zusammen mit Military-Chaplain Hochhaus, der deutsch spricht. Hat Aufzeichnungen, daß S auf Rotes Kreuz geschossen hat. Die Soldaten erstaunt, dass hier noch Kreuz und Kirche stehen. In Gefahr, hinausgeworfen zu werden. Sucht als SJ seine Brüder.

Vitalowitz - ist bereit, seine Zeitung wieder aufzumachen. Ich ermuntere ihn. Soll mir schriftlich einreichen. Bringt mit Habel, Starnberg, der zehn Jahre in Dachau war, jetzt dort im Landrat, und Dr. Penzl Hans. Beide tragen vor: Großes Elend unter den Fünftausend in Gauting aufgelösten Dachauern, für Nahrung ist jetzt gesorgt, für Kleidung der Männer auch, für Kleidung der Frauen in Tutzing können wir nichts tun. Mein Hirtenbrief an die Landbevölkerung.

Dompfarrer im Dachgarten - die Plünderungen immer weiter. Solche, die auswärts waren und zurückkommen (!), das muß in den Bolschewismus treiben (?). Die Freiheitsaktion Bayern soll bewaffnet werden.