Tagebucheintrag vom 25. April 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 47-48

Mittwoch, 25.4.45 - heute beginnt die Konferenz in San Francisco, die eine internationale Organisation schaffen soll zur Sicherung des Friedens. Es war vorauszusehen, daß für deren Tisch neue Siege präsentiert werden sollen.

Schon in der Nacht: 0.30 Uhr fallen plötzlich Bomben, man glaubt immer in der Nähe, es war aber weiter weg.

Ich hatte bis 24.00 Uhr gearbeitet, die Tumbapredigt für morgen zu skizzieren. Kaum zur Ruhe gegangen, im voraus unruhig - als plötzlich 0.30 Uhr ohne Alarm - eine Reihe von Bomben fielen. Alles rennt in den Keller, unterwegs noch an der Kleidung richtend und drunten auch. Es schien sehr ernst, aber Angriff nur auf die abgestellten Eisenbahnwagen bei Schlüter. Eine Stunde im Keller.

7.00 Uhr im Dom das Pontifikalrequiem für die Opfer des Fliegerangriffes auf Freising vor acht Tagen am 18.4.45. Ich gehe in violettem Mantel direkt zum Hochaltar. Die Ansprache Dominus est erst nach dem Seelenamt, weil in den Vortagen die Meldungen von Fliegern sehr früh beginnen. Tatsächlich erklang Kleinalarm gerade als ich nach dem Seelenamt an der Tumba meine Ansprache begann. Bald darauf Bordwaffenbeschuß von Tiefflieger mit großen Alarm, viele Leute laufen weg, wohl auch amtlich verpflichtet. Absolutione ad tumbam rasch. Viertelstunde nach Schluß der Feier, nämlich 8.30 Uhr wirklicher Alarm und wir saßen eineinhalb Stunden im Keller. Wie gut, daß ich dem einladenden Stadtpfarrer erklärte: 8.00 Uhr ist zu spät, wir beginnen wenigstens 7.00 Uhr.

11.30 Uhr zum dritten Mal wegen Alarm in den Keller. Nach einer Stunde zu Tisch und mittendrin der vierte Alarm, 12.45 Uhr, und gleich Detonationen. Über Hals und Kopf in den Keller. Zu einer langen, mehr als eineinhalbstündigen Sitzung, wo über Caesar Dora und Dora Dora bekannt gegeben wird. Bei jeder Meldung der Minister und der Zusatz „von Leander“,

➥ Seite 48

17.30 Uhr - ich hatte im Dom Brevier gebetet, - in 3000 Metern Höhe, gut sichtbar bei blauen Himmel, so hoch wie in Adelholzen etwa drei Geschwader. Ich hatte überhört, daß nach 17.00 Uhr der fünfte Alarm dieses Tages gegeben wurde, bis Regens mich holt und jetzt eine furchtbare Stunde - eine Stunde lang die Sturmvögel in der Luft, daß allein vom Luftdruck wieder Stuck abfällt und wir bei jedem Überflug Abwurf erwarten. Dazu die Geschütze von Dachau hörbar auch schwere Einschläge. Der Markustag also genau wie im Vorjahr ein dies ater.