Tagebucheintrag vom 20. April 1945Parallelansicht ⇨
Nachlass Faulhaber 09265, Seite 44-45

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Freitag, 20.4.45, Geburtstag des Führers, dazu schönstes Freitagswetter.

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Der Bahnhof noch nicht gerichtet. Das Gebäude innen unbrauchbar, die Frau des früheren Bahnhofvorstandes, die noch oben wohnte, ist tot, der Bahnhofvorstand verwundet, weil er gerade im Freien war. Also das ganze Gelände zu Fuß zu umgehen, wie schon länger in Landshut. Auch am Stellwerk ein oder zwei Tote. Die ganze Nacht mit Kraftwagen aller Art, mit Tannenzweigen oder mit Wellenlinien gegen Flieger einigermaßen getarnt. In den frühesten Stunden wird von München her Militär an die Donaufront geworfen; Infanterie, nicht alle mit Gewehr, schleppen immer zu zweit ihre Munitionskisten. Müde und matt, ohne Soldatenmarschlied, der Weg führt an den Ruinen des Bahnhofsviertels vorbei, die noch rauchen, es ist ihnen nicht zum Singen, wie bei dem Ausmarsch ins Feld. Oh, heilige Flamme glühe, glühe und erlösche nie ...

Gegen 10.00 Uhr bekommen wir sogar Strom wieder, also auch Laibach Sendungen - oft aber gestört. Die Russen wollten beim Angriff nicht in den Zimmern bleiben, stürmten in den Keller und wurden, weil keine Fenster mehr da waren, in einen Raum der Pallottiner verlegt. In der Früh celebriert im großen Wohnzimmer ohne alle Fenster, also wie im Freien. Sehr kalt. Mit nur einer Kerze, weil die Zugluft so stark ist. Aber immer froh, wenn die heilige Messe „gelingt“ in aller Herrgottsfrüh und kein Alarm unterbricht. Es kam nicht dazu, daß die Kanonen alarmieren mußten, die Sirene fand ihre Sprache wieder. Laibach wird mäßig gestört, wohl wegen der Landsleute im besetzten Gebiet.

Heute drei Mal Alarm, drei Mal im Keller, wo wieder Licht und Radio - das zum Geburtstag des Führers den ganzen Tag takt und gleich von fünf - sechs Kampfverbänden spricht. Zum dritten Mal 22.30 bis 0.30 Uhr. Vom Keller herauf zum Mittagstisch, gleich darauf Generaldirektor Kurt Maier, den ich in Gegenwart des Herrn Weihbischof empfange, siehe besonderes.

17.00 Uhr gehe ich in den Dom, um das Brevier als Dankopfer zu beten. Ich glaubte, es sei Alarm, gehe in die Krypta, - mittlerweile hat Custos mich eingeschlossen.