Papst Pius XI.⇦ Einzelansicht
Gesprächsprotokoll, 10. März 1933

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Dieses Dokument ist auch ediert in: Volk, Ludwig (Bearb.), Akten Kardinal Michael von Faulhabers 1917 - 1945. Bd. 1: 1917 - 1934, Mainz 1975, Nr. 273a, S. 659-662.
Dal Santo Padre, 10.3.33. 19.45 Uhr.

Weißer Talar in Moirée, ebenso Zucchetto, rote Schuhe. Spricht meist italienisch, nur dazu deutsch.

Anno Santo. „Ich komme vorher, weil Heiliger Vater dann soviel Arbeit.“ Ein gutes Zeichen für seine Gesundheit, solche Arbeit übernehmen. Er sei nach dem letzten heiligen Jahr gesünder gewesen als vorher. „Willkommen, ich freue mich, Sie zu sehen und so gut aussehend zu sehen.“ Er war lange im Zweifel, aber die kleine Theresia habe ihm die Inspiration gegeben nach der heiligen Messe. Er habe nur Sorge gehabt, die Panprotestanten von Söderbloom kommen ihm zuvor, wir hätten nicht sagen können Nein. Das Schönste am Ricevitore, daß wir über sein Befinden hören (Sieht auch wirklich gut aus und sehr frisch, nur ganz am Schluß, ich auch müde. „Sie sehen in Rom besser aus als in München“ „Für alle, die mit dem Blut Christi erlöst“ - so weit! Fromme Seelen verstehen nicht: Erlösung ohne Ablässe - kommt im nächsten Jahr.

Baviera: „Was macht Held? Un uomo forte, vero cattolico. Ich habe heute früh gelesen“ - Ich helfe nach: „von Epp als Kommissar,“ er meinte: „für Bayern“, ich sage: „Nein, für Landespolizei“. Ich sage: „So eben gehört von der Rivoluzione“ - Minister Stützel und ein giornalista mißhandelt - „Das ist häßlich“, „brutto“. Hindenburg un uomo retto.

Hitler. Mir hat gefallen, er ist der erste Staatsmann, der gegen Bolschewismus gesprochen hat. „Aus politischen Gründen“. Ich: Er spricht sehr fromm, in Königsberg von der Vorsehung und wie er bete - er hatte das alles gehört oder gelesen. Die Bolschewisten hätten ihm selber geschrieben: „Sie würden einen Weg finden, um den Papst zu töten“, er wird gewiß bedroht, er müsse gut behütet werden, eine Wache sei notwendig. Ich: Er sage sich nicht los von Rosenberg und den anderen Kirchenfeinden, weil er fürchte, als Römling, als Sendling des Papstes zu gelten. Papen habe das Vertrauen von Hindenburg und er allein, ein wirklicher Katholik, er wird nichts gegen die Kirche tun, solange Hindenburg lebt, also ...

Bolschewismus sehr lange. Sie haben ihre Gelder nur für ihre eigenen Taschen und für Propaganda. Ein Pater Neveu Redemptorist zum Bischof geweiht, schickt alle Monate einen langen Brief, sehr tapfer, wer weiß, wie lange er lebt. Steht auf und holt von einem kleinen Etagère drei schwere Pakete noch nicht geöffnet, das sind Geheimberichte aus der „Osthilfe“, über Berlin erhalten wir alles, was „streng vertraulich, geheim hinaus geht“. Ebenso in Spanien, Mexiko. Hier auf diesem Tisch liegen Flugblätter, genaue Übersetzung von Flugblättern in Rußland. Mussolini habe ihm erklärt: In Italien werden sie überwacht, hat versprochen, in Italien nichts zu tun. Aber an den Häfen erwarten sie die Schiffe, auch in Spanien ... Ich: Klausener hatte versprochen, Radiosendungen wie die Weihnachten 31 nicht mehr zu dulden, hier einzuschalten, aber jetzt von seinem Posten entfernt. Die Senza Dio in Deutschland verboten, unterdrückt, auch in Zeitungen, aber das gibt einen solchen Hass - Da kann nur die Seelsorge eingreifen - Darauf keine Antwort, aber er fährt fort: Man sollte in Deutschland keine Märtyrer machen und die stille Propaganda kann ebenso viel erreichen wie die laute. Alle Geldquellen kommen aus Rußland. Das Volk stirbt vor Hunger, die Alten und die Kinder, weil alles für Propaganda. An uns Anfrage, ob gegen die Senza Dio etwas tun? Er habe einige Antworten hier (wie scheint noch nicht gelesen, vielleicht auch meine).

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Protestantenpropaganda. Sie nützen die traurige Lage des Volkes aus. Unser Volk sehr arm. Holt eine gedruckte Statistik über sämtliche Diözesen von Italien: Nur ganz wenig Pfarreien, wo keine Protestanten. Ganz entlegene Diözesen und Pfarreien. Zum Glück, dass nicht mehr Geld aus Amerika kommt. Er blättert in seiner Statistik ganz durch. Rom ist gewachsen und hier waren sie nicht vorbereitet - das nützen die Protestanten auch. Sonntag in die neuen Viertel wie in den Missionsländern. Aber jetzt sechs (?) Kirchen gebaut - ich habe sie Illustr Vat. gesehen - „gute Menschen helfen mir“. Die Not ist so groß, schreiben mir: Sie gehen zu den Protestanten. Ich:„Auch an mich viele Briefe, Austritt aus der Kirche, wenn nicht ..“ Er gebe in jedem Monat 50000 Lire für Brot an Menschen, die am Tag ein Mal essen und nur Brot und Wasser.

Nach Rußland ich: Die heilige Theresia muß helfen. Da wurde er lebendig. Hier auf dem Tisch eine Reliquie von ihr - sie hat mir oft geholfen. Im Heiligen Jahr manchmal sehr müde, wollte nicht mehr gehen - eine Reliquie in die Tasche und ich ging hinaus. Auch Ispirazioni, vom Heiligen Jahr. Manche Gedanken und schwierige Fragen. Ich erzähle: „Die Reliquien haben mir bei Gesichtsreißen geholfen“ - Er: „Mir wiederholt auch“.

Die Bourbonen in Italien haben die Bischöfe vermehrt, um das Volk in der Hand zu behalten. Keine Straßen gebaut, 84% (?) Analphabeten. Ein englischer Schriftsteller: „Ich glaube an Gott, aber eine Schwierigkeit an ihn zu glauben, ist für mich, daß Gott die Bourbonen so lange an der Regierung ließ“. Haben keine Pfarrhöfe gebaut. Jetzt noch 4000 Pfarrhöfe zu bauen, 600 haben wir gebaut. Mit der neuen Methode geht es schnell. Wenn mir gute Menschen helfen. In Deutschland doch überall Pfarrhöfe. Wir sollten jedes Jahr 400 bauen, um in zehn Jahren 4000 zu haben. Aber das sollen andere nach mir weiterbauen. Darüber lang und breit gesprochen.

Deus scientiarum wollen wir durchführen soweit nur möglich. Kam nicht darauf, daß wir Relazione gegeben. Wenn Hochschulen bei uns abgebaut werden, dann wird die katholische Universität doppelt notwendig werden. Ich soll auf dem Katholikentag ein Wort über die katholischen Hochschulen sagen. Das ist gut. Wird wieder lebendig und holt eine gedruckte Statistik: Sämtliche Diözesen, sämtliche Pfarreien haben für die Herz Jesu Universität in Mailand gegeben; drei Millionen, nicht weniger als früher. „Ich hatte nicht das Vertrauen auf unser Volk verloren, aber bei dieser horribile Lage, auf Mussolini einen tiefen Eindruck gemacht“. - Hier Sardegna: Liest die Namen vor, ganz arme Dörfer und sie haben gegeben. Ich werde im Consistorium das sagen.

Ich: Wenn daheim unruhig, werde früher abreisen müssen. Schon halb stehend fragt er: Ob eine Ristorazione komme. Ich: Die einen von der Koalition wollen, die anderen nicht. Bei uns war es ernster, aber jetzt unmöglich. Wer kommt, müsste Arbeit und Brot geben und das kann er nicht. Am Schluß: „Arbeiten Sie nicht zu viel“ - „Nichts im Vergleich zur Arbeit Eurer Heiligkeit.“ „München allein gäbe Arbeit genug für den Bischof“ - Dr. Weißthanner wird hereingerufen, sehr kurz: Meinen Segen über alle. - amplesso stehend sehr herzlich. Zupfte an der Tischdecke. „Sie arbeiten viel, ich lese Ihre Reden“. Er selber hatte zwischen Audienz Cardinal Rossi, Carmeliter, und mir in einem Manuskript gelesen.
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Digitalisat Faulhaber-Edition