Joseph von Soden-Fraunhofen⇦ Einzelansicht
Gesprächsprotokoll, 20. Februar und 8. März 1933

20.2.33 Grf Soden ¾ 11 - ¾ 1.

Sehr ergriffen, im Auftrag seines hohen Herren, um über die politische Lage Bericht zu geben, am Schluß mit feuchten Augen: Zwei Dinge, /
die Gnade Gottes und unsere Arbeit, auf den Knien bittet er um den Segen. Zuerst lasse ich ihn lange allein sprechen

In Berlin so daß eine n.s. Dikt. kommen wird. Dort spricht man gegen H. nur im Flüsterton. Der eigentliche Treiber /
ist Goering. Seldte und andere Minister von Schwarz Weiß Rot wären froh wenn vom Süden etwas geschehen würde /
In der Nacht nach der Wahl die Nacht der langen Messer wo die Versammlungen der Komm. ausgeräuchert werden sollen also direkt Mord. /
Andererseits in München so daß sich das Volk nicht mehr halten läßt. Der Christliche Bauernverein versichert, in 24 Stunden haben wir 20000 Bauern hier. /
Schäffer hat und das war klug in den Tresorts nicht bloß 50 und 100 sondern auch kleineres Geld aufgespeichert, <löst> /
für zwei Wochen Monate und dann wird man sehen.

Ich erkläre 1) dankbar sprechen zu können. Ich habe auf der Firmungsreise von der ganzen mon. Bewegung nichts gemerkt. Ich frage die Pfarrer: Die Leute /
schimpfen über die Steuer, jammern über die Not und schlechten Preise, „Der König kann jetzt auch nichts machen“. /
„Und die Reichswehr?“ Leeb hat erklärt, er ist nicht bloß Oberbefehlshaber, er ist auch Landeskomm. und da /
kann es Konflikte geben. Dann wird er Landeskomm. sein Er wird nicht auf Bayern schießen lassen. Genug gesagt. ... /
„Aus Nürnbg und Oberfranken?“ Er erklärt, durch Wiederherstellung von Bayreuth viele gewonnen. /
Überhaupt Nordbayern stark n.s., Würzburg nicht Er meint im Norden sei auch viel Stahlhelm.

2) Ich habe mir nur 2 3 Wege gedacht, a) entweder Staatspräs.. So gut wie in Württ. Er: Dagegen /
ist die bayerische Verfassung. Müßte also ⅔ Stimmen <zuerst> Er müßte einen Eid ablegen auf die Verfassung. /
b) Oder eine Volksabstimmung um klar zu sehen. Er meint, das Volk vor die Tatsachen stellen. /
Übrigens rechtlich sei Volksbegehren in Bayern allein nicht zulässig meint er. /
c) Abwarten bis im Norden das vollendete Chaos, dann ein Akt der Notwendigkeit. /
Er meint, sie könnten nicht warten. Alles sei gespannt.

Bayern habe so viel Kredit: In der Schweiz verkaufen sie Reichspapiere um die Anleihe zu zeichnen. Ein Hamburger Bankmann, /
der in der Reichsbank sitzt, erklärt ausgerechnet durch den Schwiegersohn von Erh. Auer, er stelle sofort sechs /
Mill. zur Verfügung. Bayern habe mehr Kredit als das Reich.

Im Manifest werde der König sagen: Natürlich deutsch bleiben, keine Abtrennung. Ich füge dazu: Auch sagen, als /
soz. König wiederkehren, die soz. Arbeiterversicherung bleibe, den Bauern versprechen die Spannung zwischen Erzeugung und Verbrauchern wird aufhören, keine Zwangsvollstreckung /
dafür aber eine Creditbank (das schreibt er sich auf). Schutz des christlichen Bekenntnisses, wenn auch nicht mehr in der Form des /
Summepisk. (was Veit nicht will - er fragt ob ihm einen Besuch machen? Ja. Besonders wegen Einfluß in /
Bayreuth. Alles was im Norden Stimmung macht), die Kirchenverträge sollen bleiben. Auch eine Amnestie /
Er meint: Etwas von konf. Frieden Die großen Gehälter abbauen ( „Für die Zeit der Not“ (auch vor den Bischöfen nicht Halt machen) /
Er: Auch Schutz den Isr.

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Kirchl. Feier? Gewiß ein feierliches Hochamt in Gegenwart des Königs, mit Tedeum. Nach Mission /
auf dem Land. Nach allen Ämtern wieder Patr. Bav. (Er meint noch etwas mehr, ob in der Li- /
tanei Eggersdorfer
habe von einer Krönung gesprochen. Ich erkläre: Die Weihe /
im Pont. unmöglich weil Kampf gegen die Häresien. Die Krönung ist päpstliches Privil.

Im Landesausschuß der Bayerischen Volkspartei habe Held dunkel gesprochen: Kein Staatspräs. weil damit der Weg /
verbaut den wir gehen müssen (großer Beifall), am Schluß Horlacher deutlich gesprochen und ein Sturm ging los. /
Röhm war früher Verbindungsmann mit dem Palais, bis er auf Anfrage erklärt: Ja das ist so und sei heute /
die SA durchsucht. Seisser erklärt: Keine Truppe, keine Aufmärsche machen, der Fackelzug am /
kommenden Freitag von 15000 sehr bedenklich. Stahlhelm wird nicht dagegen sein, Seldte erwartet etwas. /
Er fragt betont: Wie sich der Papst dazu stellen werde. Ich habe keinen Anhaltspunkt bin aber sicher, er wird wenn sie est, /
anerkennen. Er meint: Gleich persönlich Telegr. schicken und Pac. werde sicher anerkennen. Resp. Aber /
erst wenn est. /
if über München müßte Belagerungszustand verhängt werden, ein großes Bauernlager; die alten Offiziere. Aber Unterkunft und gute Verpflegung. /
- Mitteilung an die Bischöfe müßte ich übernehmen wegen Gottesdienst dort. /
Ich wiederhole gegen Schluß nochmal: Ich sei nicht überzeugt daß die mon. Stimmung so allgemein sei und ob es ohne /
Anstoß von außen, weg von Chaos in Berlin möglich sei. /
Die jetzigen Minister sollen im Amt bleiben, auch die Beamten „bis auf Weiteres“ Neu zu bilden: Finminister, Landeswehrmin.

Im Laufe des Gespräches ich: Die Bayerische Volkspartei hat keine Ziele: Dem Bauern muß geholfen werden (das müßte in Berlin gesprochen werden statt von hier) /
die Veter. aufbessern. Den Kriegsgeschädigten Aufbesserung verschaffen - keine Ziele und keine Begeisterung. /
Der König müßte einen Fond haben - Wohlfartmin (Vergessen zu sagen: Orden und Geheimräte) /
Er: Die drei Hofrangklassen müssen verschwinden. Aber auf [ ... ] schon.

Und die Franzosen? Ich habe mehr Angst sagt er daß sie zu freundlich für uns sein könnten. Von Italien wohl keine Schwierigkeiten. /
Warum bald. Er: Jetzt hat Hit. noch nicht die Macht über die Reichswehr. Es ist aber bekannt, sie wollen Hind. wegdrängen /
und dann hat Hit. die Macht über die Reichswehr.

Dag. Papen warnt.

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Soden 8.3.33 bei mir früh 9h am Tag meiner Abreise Dankt für Mitteilung /
auf römische Antwort zu meinem Dementi in Frid. Grüße und Empfehlung an Pacelli. /
Die Lage von heute ganz anders. Vor der Wahl war tatsächlich geplant: Held und Schäffer brachten im Ministerrat die Sache zur Sprache /
aber die anderen, besonders der Jurist hatte große Bedenken. Hind. hätte es begrüßt um seine Rechte zu stärken. Jetzt durch die /
Wahl überholt. Hitler habe in Berlin dem Held erklärt: Wenn Ruppr. etwas unternimmt, werde ich /
ihn aus dem Land weisen und sein Vermögen confisz. Ich: Die Volkspartei hat nichts getan, die Rede von Held /
am Vorabend war sehr unglücklich, er erwähnte die Bauern gar nicht. Jetzt gebe es einen furchtbaren Bruderkrieg. Weil das Landvolk alle seine /
Hoffnung auf H. setzt. Jetzt erwarten bis die Hoffnung enttäuscht wird das wird sehr bald sein. Wir wissen es wird schwer kommen.

Albr. habe erzählt: In Dietr.zell ein Bauer mit 400 Tagwerk, früher bei der Volkspartei weil aber die nicht für den /
König, wurde er Nat., und weil die auch nichts für den König waren, ist er jetzt Komm. Papen hatte ihm erklärt /
- ich hatte ihm gesagt daß Papen mir gesagt: Nur nicht ohne und nicht vor dem Norden, allein. Papen hatte ihn, Kress, /
Guttenbg und einige eingeladen und sehr offen gesprochen. Kress habe ihm erklärt: Sie werden sehen, H. hat /
noch jeden enttäuscht. Er fühlt sich nicht an sein Wort gebunden. Versprechen das Kab. bleibe beisammen solange es ihm gelobt, jetzt /
werde er Reichswehrminister haben wollen. Er: Hier seien die Verhandlungen so weit, die Nat. wollen Min.Präs., /
Innenminister und einen Staatsrat im Justizmin. Im Ganzen ist er sehr gedrückt.