Tagebucheintrag vom 9. September 1936⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10017, Seite 84

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Mittwoch, 9. September 36. Abt Simon - muß mir schriftlich das accettare geben. Er soll nicht sagen, er habe nur im Gehorsam angenommen. Er ist in Sorge, weil auch nicht als Weltpriester in Verwaltung tätig war. Aber er hat einen ausgezeichneten Generalvicar. Eine liturgische Erneuerung des Domes.

Mitten hinein Graf Lerchenfeld: Treuhänder des Caritasverbandes. In Berlin waren lange Verhandlungen, ein junger Rheinländer kam Vorabend mit einer Berliner Schnautze - am anderen Tag aber war er ganz ruhig. Die Regierung, auch Arbeitsfront, habe ihn besonders gelobt, sogar schriftlich ihre Bewunderung ausgesprochen. Der Bischof habe die Aufsicht und er sei gewiß in Aufsicht? Also muß er viel zugegeben haben. Anfang Oktober werde eine Sitzung der Caritasdirektoren sein. Ich erkläre: Wir stehen für die Freiheit unserer Anstalten ein, wir wissen, daß alles nur Durchgang zur völligen Verstaatlichung ist.

Regens Westermayr: Im Auftrag von Schmaus über Lortz (gegen Kühle?). In Braunsberg mit Ja und Nein gearbeitet, strebe hierher zu kommen, habe mitgearbeitet an Rundschreiben. Ob einen Schutzkeller gegen Luftangriffe schaffen? Bleibt zu Tisch.

Cooperator Widenmann, sei von Cramer-Klett aufgefordert worden, in die Militärseelsorge einzutreten. War freilich nicht im Kriege. Hat auch keine Beziehung zum Militär. „Er gelte als regierungsfreundlich“. Ich antworte: Soll sich bei Rarkowski oder zuerst bei Stump vorstellen, die oberhirtliche Stelle gibt dazu die Empfehlung, soll aber sein Herz nicht so an die Idee hängen, daß ihn die zentrale Seelsorge nicht mehr freuen würde.

12.00 Uhr bin ich bei Nuntius, um die Antwort von Abt Simon zu bringen.

Nachmittag alle Besuche zurückgewiesen, um Manuskript für den dritten Brief fertigzustellen.
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Digitalisat Faulhaber-Edition