Tagebucheintrag vom 11. März 1936⇦ Einzelansicht
Nachlass Faulhaber 10017,
Seite 17-18
Mittwoch,
11.3.36.
Oberpfarrer
Aniser:
Am
Samstag
rückte
die
Artillerie
ab nach
Heidelberg,
die
Zone
dort zu
militarisieren.
Die jungen Leute, die überhaupt noch nicht scharf geschossen
haben, waren sehr gedrückt. Ohne Abschied von den Angehörigen.
Reichenau
eröffnet ihm, man
befürchte eine Störung,
wenn er auf dem Königsplatz bei der Totengedenkfeier spreche,
also
Gmeiner
nach seinem
Manuskript,
das wiederholt
verbessert
worden war. Er wird ans
Kriegsministerium
gehen. Gespannte Stimmung. Eine
protestantische
Garnisionskirche
soll gebaut werden um 500 000 mit 1 800 Sitzplätzen. Ob später
Simultan?
Hofprediger Hans Keßler, wohnt hier bei Frommel , Widenmayerstraße 29 I. Sehr lebhaft von Secretär hereingeführt. Der Papst habe ihn gefragt, ob er bei mir gewesen sei. Habe ihn eingeladen, so oft er nach Rom komme, und deshalb will er zu mir. Habe meine Adventspredigten gelesen. Ob ich Frommel kenne? Dem Namen nach. Er war Erzieher der Prinzen. Ob er vom Kaiser höre? Er besucht ihn. Der Kaiser könne nicht zurück, weil seine Weltideen und was er doch nicht recht gemacht. Ich: Er muß seelisch ungeheuer gelitten haben. Aber diese Bemerkungen vom Führer: Wer soll dann kommen? Der alte Kaiser. - Sind bitter und unnötig. Am Anfang glaubte man ... Ich habe den Kaiser, den ich nur dreimal gesehen, geschätzt: Seine Einfachheit im Feld. Er fällt ins Wort: Auch der Führer ist sehr einfach - ja. Und namentlich sehr religiös. Eine Dame, die mit ihm befreundet, sagt ihm: Sie müssen einmal zum Tee zu mir kommen mit ihm, Sie werden sehen. Er zeigte mir seine Wohnung. Im Schlafzimmer ein Betstuhl. „Mein Führer, ich bin erstaunt ...“ „Den hat mir meine Mutter geschenkt, und ich benütze ihn jeden Abend“ (doch nicht für die Stiefel).
17.00 Uhr Marie Fitz - über den achtzigsten Geburtstag der Mutter.
An diesem Tage wieder bis Mitternacht, um die 937 Briefe aufzuarbeiten.
Hofprediger Hans Keßler, wohnt hier bei Frommel , Widenmayerstraße 29 I. Sehr lebhaft von Secretär hereingeführt. Der Papst habe ihn gefragt, ob er bei mir gewesen sei. Habe ihn eingeladen, so oft er nach Rom komme, und deshalb will er zu mir. Habe meine Adventspredigten gelesen. Ob ich Frommel kenne? Dem Namen nach. Er war Erzieher der Prinzen. Ob er vom Kaiser höre? Er besucht ihn. Der Kaiser könne nicht zurück, weil seine Weltideen und was er doch nicht recht gemacht. Ich: Er muß seelisch ungeheuer gelitten haben. Aber diese Bemerkungen vom Führer: Wer soll dann kommen? Der alte Kaiser. - Sind bitter und unnötig. Am Anfang glaubte man ... Ich habe den Kaiser, den ich nur dreimal gesehen, geschätzt: Seine Einfachheit im Feld. Er fällt ins Wort: Auch der Führer ist sehr einfach - ja. Und namentlich sehr religiös. Eine Dame, die mit ihm befreundet, sagt ihm: Sie müssen einmal zum Tee zu mir kommen mit ihm, Sie werden sehen. Er zeigte mir seine Wohnung. Im Schlafzimmer ein Betstuhl. „Mein Führer, ich bin erstaunt ...“ „Den hat mir meine Mutter geschenkt, und ich benütze ihn jeden Abend“ (doch nicht für die Stiefel).
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Ich: Ich weise auf seine Einfachheit hin und unser Volk,
wenn es jetzt nicht lernt,
dann niemals. Mein Thema: Wir nicht in die
Politik, aber die Staatsmänner auch nicht in die Religion, nicht Aufgabe der
Gauleiter
zu sagen:
Ob
es Himmel oder Hölle gibt,
so hier
Wagner. Oder:
wir arbeiten nicht fürs Jenseits
(Fiehler). Er: Die Bewegung hat doch viel Gutes gebracht.
Ich: Auch
sittlich gesäubert. Er spricht von Reichsbischof:
Wir stehen der Sache hier im Süden ferner. Er lobt
Göring,
überaus fleißig in die Nacht hinein, sehr tüchtiger Staatsmann - wir sind zu fern. Und haben keine persönliche Beziehung.
Auf
Schirach
und auch
Goebbels
scheint er
geladen. Schon stehend: Liebe
Eminenz.
Dankt sehr. Nachmittag gebe ich eine
Karte
in der Wohnung ab.
17.00 Uhr Marie Fitz - über den achtzigsten Geburtstag der Mutter.
An diesem Tage wieder bis Mitternacht, um die 937 Briefe aufzuarbeiten.
